The Killers – Pressure Machine

In Reviews von Eric

Ganz schön düster liegt sie da, die Baptistenkirche hinter Stacheldrahtzaun außerhalb von Nephi (Utah), die das Cover des neuen Albums von The Killers ziert. Die Dunkelheit und die Hoffnung, die das Bild ausstrahlt, gibt einen guten Hinweis auf den Inhalt der LP: sie erzählt Geschichten aus einer amerikanischen Kleinstadt, deren Vorbild eben Nephi war – das Nest, in dem Frontmann Brandon Flowers aufwuchs. Dieser nutzte den erzwungenen Corona-Stillstand ohne Termine und Tourneen, um an neuen Songs zu arbeiten: „And it was the first time in a long time for me that I was faced with silence. And out of that silence this record began to bloom, full of songs that would have otherwise been too quiet and drowned out by the noise of typical Killers records.“

Tatsächlich ist „Pressure Machine“ eine eher ruhige Platte geworden, weit entfernt vom Bombast des Vorgängers „Imploding The Mirage“, dennoch ordentlich in Pathos getränkt und keineswegs spärlich instrumentiert. Schon im ersten Song treten – nach Stimmen von echten Nephi-Bewohner*innen, die in den kommenden Liedern immer wieder auftauchen – eine Mandoline, Streicher, ein Klavier und eine Mundharmonika zur üblichen Bandinstrumentierung hinzu. Andere Stücke bieten Variationen dieses groß gedachten Heartland-Rocks, die Kitschgrenze wird dabei öfter gestreift, aber nicht überschritten. Es geht freilich auch reduzierter, wie etwa das fast nur von einer Akustikgitarre und einer Mundharmonika getragenen „Terrible Thing“ beweist. Herzstück des Albums ist allerdings „Runaway Horses“, was zu einem guten Teil am (leider etwas leise abgemischten) sehnsüchtigen Gastgesang der großartigen Phoebe Bridgers liegt – sowieso zurzeit Everybody’s Darling in den USA –, aber auch an der perfekten Balance des Songs zwischen Pathos und Reduktion, sowie der wirklich rührenden Geschichte über ein „smalltown girl“.

„Pressure Machine“ ist so offensichtlich von Bruce Springsteen inspiriert wie ehedem „Sam’s Town“ – in der Art des Geschichtenerzählens über All-American-Girls und -Boys jenseits der Küstenmetropolen, die nach der High School heiraten, Kinder bekommen und aus ihrem Heimatort nie wegziehen, aber doch eine große Sehnsucht in sich tragen. Allerdings werden auch die dunklen Seiten des ländlichen Amerika nicht ausgespart, von der verbreiteten Drogensucht bis zum durchfahrenden Zug, „der alle zwei, drei Jahre jemanden totfährt“. In seinen besten Momenten erreicht Brandon Flowers‘ Poesie dabei durchaus die Kraft des Bosses. Dank dieser Qualität der Lyrics und des ebenfalls stark Springsteen-beeinflussten Americana-Sounds, der sich vom üblichen Killers-Stadion-Rock abhebt, ist „Pressure Machine“ das beste Album der Band seit langem.

Tracklisting

  1. West Hills
  2. Quiet Town
  3. Terrible Thing
  4. Cody
  5. Sleepwalker
  6. Runaway Horses [feat. Phoebe Bridgers]
  7. In The Car Outside
  8. In Another Life
  9. Desperate Things
  10. Pressure Machine
  11. The Getting By