Die Kerzen – True Love

In Reviews von Eric

Anlässlich ihrer beachtlichen Debüt-EP schrieben wir Ende letzten Jahres: „Meck-Pomm ist nicht länger nur Feine Sahne Fischfilet. Sondern jetzt auch Die Kerzen.“
Diese Aussage stimmt nun zum Erstlingsalbum nicht mehr so ganz, denn drei Viertel der Band haben ihre Geburtsstadt Ludwigslust verlassen und wohnen inzwischen in Berlin. Der Stadt ist auch der letzte Song „Solarium“ gewidmet, in dem sich Großstadt-Tristesse mit der Sehnsucht nach einer alten Flamme mischen. Überhaupt ist die Liebe in all ihren (Un-)Möglichkeiten das beherrschende Thema auf „True Love“. Das geschieht manchmal mit heiligem Ernst und manchmal mit viel Ironie.

Musikalisch bleibt das Quartett konsequent auf 80ies-Kurs, indem sie Wave-Pop, New Romantic und Kitsch-R’n‘B mischen. Obwohl erst in den 90er-Jahren geboren, haben Die Kerzen die Popcodes des Jahrzehnts aufgesogen und setzen sie clever um. Auch bestimmte Ausdrücke bauen sie in ihre Stücke ein, wenn etwa in „Saigon“ der DJ im Berghain zum Tanz aufruft. Hier gesellen sich zu den vorherrschenden Prefab-Sprout-Synthesizern noch eine Flöte und eine Yacht-Rock-Gitarre dazu. Bei den schon von der EP bekannten „True Love“ und „Karamba“ kommen noch ein Phil-Collins-Schlagzeug bzw. ein NDW-Einschlag hinzu. Im flotten „Mit Seide“ lässt sich viel New Order heraushören.

Ihren Retro-Zitate-Pop haben Die Kerzen auf ihrer Debüt-LP noch weiter geschliffen, so dass er jetzt sowohl in der Dorfdisco als auch im großstädtischen Hipster-Club funktioniert.

Tracklisting

  1. Blue Jeans
  2. Saigon
  3. True Love
  4. Désolé
  5. Karamba
  6. Al Pacino
  7. Mit Seide
  8. Zu spät
  9. In der Nacht hast du geweint
  10. Solarium