The Horrors – V

In Reviews von Eric

Wenn man nicht die AfD ist, kann der Blick zurück ziemlich amüsant sein. „Das Quintett aus dem Vereinigten Königreich serviert brüchigen Punk-Rock in Ramones-Manier, unterlegt mit einer kräftig heulenden Schweineorgel“, urteilte ich 2007 mit einem süffisanten, leicht verächtlichen Unterton über das Debütalbum von The Horrors. Niemals hätte ich darauf gewettet, dass die Band zehn Jahre später noch in irgendeiner Weise relevant sein würde. Und nun: Rezensiere ich die inzwischen fünfte LP der Briten. Und finde sie sogar noch gut.

Einflüsse einer kürzlichen Konzertreise von The Horrors als Vorband von Depeche Mode ist „V“ auf jeden Fall anzuhören. Dunkle Synthesizer in bester DM-Manier geben fast jedem Stück eine wavige 80ies-Grundierung. Davon ausgehend wagt sich die Band mal in shoegazige, mal in postpunkige Gefilde vor, und kostet diese Ausflüge mit Songlänge von fünf Minuten plus auch gut aus. Das ergibt einen netten Krach mit viel Hall, der aber jeweils mit einer starken Melodie geadelt wird und beweist, welch ausgezeichnetes Songwriting The Horrors inzwischen hinbekommen. Über den Stücken thront Sänger Faris Badwan in diversen Vocal-Ausprägungen, dass es selbst David Bowie eine Freude wäre. Über manche Längen im Mittelteil trösten klirrende Stampfer wie „Hologram“ und „Machine“, das perlende, in den Strophen fast dubbige „Press Enter To Exit“, der psychedelische Westcoast-Popper „Gathering“ und die pulsierende New-Order-Annäherung „Something To Remember Me By“ mehr als hinweg.

Ob The Horrors noch einmal zehn Jahre durchhalten werden? Keine Ahnung. Aber dagegen wetten würde ich sicher nicht mehr.

Tracklisting

  1. Hologram
  2. Press Enter To Exit
  3. Machine
  4. Ghost
  5. Point Of No Reply
  6. Weighed Down
  7. Gathering
  8. World Below
  9. It’s A Good Life
  10. Something To Remember Me By