Sophia Kennedy – Monsters

In Reviews von Eric

Als das Wort Lockdown im deutschen Wortschatz noch gar nicht existierte, hatten wir uns mit dem Debütalbum von Sophia Kennedy (freiwillig) eingesperrt, um es in all seiner hibbeligen Buntheit durchzuhören, -zufühlen und -zutanzen. Knapp vier Jahre später ist das Zweitwerk der aus Baltimore stammenden und in Hamburg lebenden Künstlerin genau richtig, um die letzten Kackwochen von Corona in Isolation zu überstehen und uns dann einen „super Sommer“ (Zitat Karl Lauterbach) zu machen.

Denn „Monsters“ spielt mit den unklaren Zuständen zwischen Bedrohung und Befreiung und passt damit perfekt zu unserer bipolaren Gegenwart, von Kennedy in ihrem Songwriting teilweise ins Surreale übersteigert. Zusammen mit ihrem Produzenten Mense Reents (Die Goldenen Zitronen) hat sie sich wieder darangemacht, viele verschiedene Sounds zu einem, ihrem Bild zusammenzusetzen. Obwohl, Bild ist das falsche Wort, es vermittelt den Eindruck von etwas Statischem, wohingegen dieses Album in ständiger Bewegung ist. Die Musik scheint eine ständige Metamorphose durchzumachen, kein Klang bleibt lange bestehen, sondern wird lauter, leiser, verändert oder überlagert. Flackernde Elektronik ist genauso zu hören wie jazziges Schlagzeug, Beats, Loops, Gitarren, Streicher, Samples, Synthesizer, auch mal leicht aus dem Takt oder verstimmt. Und dazu die natürliche Autorität von Kennedys Stimme, die mit irrlichternder Energie und der Kraft einer Diva aus vergangener Zeit die Stücke beherrscht.

„Monsters“ ist Popmusik, wie man sie sich nur wünschen kann: abenteuerlustig, ruhelos, mitreißend, aber nie übertrieben experimentell, frickelig oder high-brow. „Please give me a sign, ich bin so allein“, wiederholt Sophia Kennedy an einer Stelle. Wir können auf jeden Fall das Zeichen geben, dass wir mit diesem Album weniger allein sind.

Tracklisting

  1. Animals Will Come
  2. Orange Tic Tac
  3. I Can See You
  4. Francis
  5. Seventeen
  6. Loop
  7. I’m Looking Up
  8. Chestnut Avenue
  9. Do They Know
  10. Cat On My Tongue
  11. Brunswick
  12. Up
  13. Dragged Myself Into The Sun