Joan As Police Woman – Cover Two

In Reviews von Eric

Ein guter Coversong ist eine Kunst für sich. Er sollte anders als das Original sein, mit einem eigenen Twist, damit es kein reines Nachspielen ist. Dennoch sollte zumindest auf das zweite Hören das Ausgangsmaterial erkennbar sein. Als Paradebeispiel für ein gelungenes Cover, das einige sogar als besser als das Original erachten, gilt „Hallelujah“ von Jeff Buckley (ursprünglich von Leonard Cohen).

Ganz diese Qualität erreicht Joan Wasser alias Joan As Police Woman auf ihrem schon zweiten Album mit reinen Coverversionen nicht. Trotzdem hört man gerne zu und hin, wenn sie sich mittels ihrer bekannten Stilmischung aus Jazz, Soul und Blues mehr und weniger bekannten Stücken annimmt, Akkorde in neue Harmonien überführt, die Hookline verschiebt oder das Gefühl des Songs verändert. Und Wassers dunkel-samtige Stimme hört sich sowieso in jeder Umgebung gut an.

Sie beginnt mit einer der, wenn nicht der besten ihrer Neuinterpretationen, Princes „Kiss“, das man in dieser Version schon von ihren Konzerten oder der letztjährigen Werkschau „Joanthology“ kennt. Den spitzen Funk des Originals transformiert Joan As Police Woman in einen reduzierten Blues, der die Sehnsucht und nicht die Erotik in den Vordergrund stellt. Auch sehr gelungen ist die kammermusikalische Herangehensweise an Blurs „Out Of Time“ oder die Soul-Version von Talk Talks „Life’s What You Make Of It“.

Die restlichen Songs erreichen diese Qualität nicht ganz, auch wenn es interessant ist, die Strokes einmal in einer Klavierversion zu hören („Under Control“). Nur „Spread“ (Outkast) mit seinen schrägen Mariachi-Bläsern lässt einen etwas ratlos zurück. Aber dann skippen wir schnell zu „Kiss“ zurück, und alles ist gut.

Tracklisting

  1. Kiss
  2. Spread
  3. Under Control
  4. Not The Way
  5. Keep Forgetting
  6. Life’s What You Make It
  7. Out Of Time
  8. On The Beach
  9. There Are Worse Things I Could Do
  10. Running