Haim – Women In Music Pt. III

In Reviews von Eric

Ja, die Beziehung zur Heimatstadt ist keine einfache, ob man nun aus einem kleinen Kaff oder einer Weltmetropole stammt. „Hometown of mine, just got back from the boulevard can’t stop crying“, singt Danielle Haim im Eröffnungsstück „Los Angeles“ des dritten Albums ihrer Schwestern-Combo. Was man liebt, das macht einen eben fertig, immer und immer wieder.

Liebe und Schmerz, Depression und Heimat, die Band spannt auf „Women In Music Pt. III“ (oder in ziemlich cooler Abkürzung WIMPIII) die großen emotionalen Bögen, wobei gerade das Neben- und Miteinander der Gefühle es so nachvollziehbar macht. Das Leben ist selten Schwarz oder Weiß, sondern meist eine Schattierung von Grau.

Überhaupt haben Danielle, Este und Alana beim Songwriting im Vergleich zur Vorgänger-LP „Something To Tell You“ einen Qualitätssprung gemacht. Die auf Jetztzeit getrimmten Referenzen zu den kalifornischen 70er-Poprockmelodien aus der Musiksammlung der Eltern sind immer noch da, doch die Stücke sind breitgefächerter, nuancierter, persönlicher und auch dunkler, inspiriert vom aktuellen Existenzialismus-R’n’B genauso wie von ehemaligen Laurel-Canyon-Melancholikerinnen.

Beides zusammen bringt das Trio im synthielastigsten Track „I Know Alone“, in dem aber textliche Bezüge zu Joni Mitchell hergestellt werden („Screaming every word of „Both Sides Now““). In größere Balance werden die Einflüsse in „Don’t Wanna“ gebracht, das in der Melodie schließlich an die Haim aus den Anfangstagen erinnert.

Gehüllt in eine nahezu perfekte Poprock-Verpackung mit Retro-Gitarrentwang und grandiosem Drum-Groove stellt sich „The Steps“ dem Unverständnis zwischen Partnern („Everyytime I think I’ve been making the steps, you end up mad at me for making a mess. I can’t understand why you don’t understand me, baby“).

Im letzten Song „Summer Girl“, das stark an Lou Reeds „Walk On The Wild Side“ angelehnt ist und ein Saxofon prominent platziert, gibt Danielle dann zu – womit wir wieder am Ausgangspunkt wären –, wie sehr sie Los Angeles vermisst, wenn sie länger fort ist: „L.A. on my mind, I can’t breathe.“

Heimatstädte kann man lieben oder hassen oder beides. Das gilt für Haim wiederum nicht, die kann man, speziell nach diesem, ihrem besten Album bislang, nur lieben.

Tracklisting

  1. Los Angeles
  2. The Steps
  3. I Know Alone
  4. Up From A Dream
  5. Gasoline
  6. 3am
  7. Don’t Wanna
  8. Another Try
  9. Leaning On You
  10. I’ve Been Down
  11. Man From The Magazine
  12. All That Ever Mattered
  13. FUBT
  14. Now I’m In It (Bonus Track)
  15. Hallelujah (Bonus Track)
  16. Summer Girl (Bonus Track)