Das Paradies – Transit

In Reviews von Eric

Nach dem sperrigen Kraut-Dub seiner letzten EP fragte ich mich vor der Veröffentlichung des neuen Albums von Florian Sievers alias Das Paradies bang: War der flirrend leichte Indiepop und die schönen Sprachbilder der Debüt-LP nur ein einmaliger, grandioser „Ausrutscher“? „Transit“ beantwortet diese Frage glücklicherweise mit Nein. Der Leipziger nimmt auf Album Nummer zwei wieder mit auf einen musikalischen Trip Richtung goldene Zukunft.

Dem Vorwurf, den Erstling einfach nur nachzuspielen, entgeht Sievers mit einigen interessanten Klangdetails. Da werden hier Instrumente durch Filter geschickt und dort Bläser (Trompete gespielt von Sven Regener!) eingesetzt, hüben singt ein Chor und drüben werden noch ein paar elektronische (Synthie-)Spielereien eingebaut. Dennoch schieben sich die Melodien geradlinig in die Gehörgänge wie in Honig getaucht. Dazu gibt es wieder diese ganz eigene Paradies-Lyrik, die zwar verklausuliert ist, aber dabei gar nicht prätentiös wirkt, sondern wahlweise zum Nachdenken anregt oder zum wolkigen Wegtreiben einlädt. Zwei Beispiele unter vielen: „Den Tinnitus pfeifen die Nachtigallen in der längsten Dämmerung von allen“, „Ich rate was du meinst, was du im Schlaf erkennst. Ich male Versionen deiner Visionen, Remix Transzendance“.

Mit seiner Kunst, Anspruch, Eingängigkeit und Gehirn-Loopings miteinander zu verbinden, ist Florian Sievers ziemlich einmalig im deutschsprachigen Pop. Man setzt sich gerne in jene orbitale Flugbahn, wenn er singt: „Ich kreise weiter elliptisch und ohne Zucker um dich.“

Tracklisting

  1. Die stroboskopen Jahre
  2. Rosa Luft
  3. Wenn ich dir entkommen will
  4. Die Dinge, die wir uns sagten
  5. Hund & Sterne
  6. Verkleidet als Mensch
  7. Im Orbit ohne Zucker
  8. Gebissen wurde ich nur in Wien
  9. Über dem Asphalt die Hitze
  10. Im Graben an der Straße ins Licht