Bilderbuch – Mea Culpa

In Reviews von Eric

Ausschließlich kleine Hinweisschnipsel im Internet wenige Tage vorher, und plötzlich war am Dienstag das neue Album der österreichischen Burschen von Bilderbuch da, knapp 22 Monate nach dem Vorgänger „Magic Life“. Dessen öfter ins Nichts fitzelnden Sound komprimiert die Band wieder stärker und kleidet gleichzeitig den bekannten Bilderbuch-Sound aus Funk, R´n´B und Gitarren in plüschige neue Kleider.

„Mea Culpa“ wird eröffnet vom dunkel groovenden „Sandwishes“ – wenn Prince ehedem auch Acid Jazz gespielt hätte, so hätte es wahrscheinlich geklungen. Das folgende „Taxi Taxi“ führt diesen Sound aus 80ies-Synthies sowie hypnotischen Drums weiter und fügt noch Konserven-Streicher hinzu, während der Erzähler auf der Rückbank eines Taxis einnickt, um dann noch nicht ganz wach in die „Lounge 2.0“ zu stolpern, wo er zu 2Step die Gäste auscheckt.

Nach kurzem Instrumental-Zwischenspiel erhöht „Mein Herz bricht“ den Puls, es wird sinnlicher, sogar ein bisschen traurig, wenn der Erzähler durch die Nacht irrt, auf der Suche nach Liebe. Auf „Memory Card“ kommt dann zum ersten Mal ein typisches verzerrtes Funk-Gitarrensolo von Klemens Kranawetter vor, das so viele Bilderbuch-Songs vorher geprägt hat. „Checkpoint“ erinnert an den funky Dance-Pop von Friendly Fires, bevor „Aloe Vera“ ganz sachte aus dem Album herausführt.

Frontmann Maurice Ernst gibt in den Songs sein ganzes Vokalrepertoire zum Besten, von gesprochenen Zeilen über Crooning bis zum Soul-Heulen. Mit einem Satz schafft Ernst es, Zärtlichkeit und die Verirrungen des Digital Life zusammenzubringen, wenn er etwa der Ex versichert: „Du bist auf meiner Memory Card“. Und wie gewohnt lässt er auch den Checker raushängen, nur um (das) zu brechen: „Ich glaube an Speed, ich glaube an Weed, ich glaub, mir wird schlecht“.

Im von Bilderbuch entworfenen Slackertum gibt es eigentlich nur First-World-Problems, und die lassen sich durch Snacks, Sneakers oder Spliff lösen. Dennoch wirkt die Band nachdenklicher, was sich in Texten und Sound offenbart. Alles ist eine Spur dunkler, melancholischer, zurückgenommener, sanfter. Das steht ihnen nicht schlecht, auch wenn die klaren Hits fehlen.

Das nächste Album ist übrigens auch schon fertig. „Vernissage My Heart“ ist für den 22. Februar 2019 angekündigt. Seien wir gespannt, ob Bilderbuch dann weiter ihre neue Plüschigkeit zelebrieren.

Tracklisting

  1. Sandwishes
  2. Taxi Taxi
  3. Lounge 2.0
  4. Emotion
  5. Mein Herz Bricht
  6. Megaplex
  7. Memory Card
  8. Checkpoint (Nie Game Over)
  9. Aloe Vera