Big Thief – Dragon New Warm Mountain I Believe In You

Das Problem an Doppelalben ist ja meistens – wenn man nicht gerade Bruce Springsteen oder die Beatles ist –, dass sich unter der schieren Anzahl an Songs einige tummeln, die unter die Kategorie Füllmaterial fallen, ergo entbehrlich sind. Auch die Kritikerlieblinge Big Thief entgehen dem Doppelalbum-Problem auf ihrer fünften LP „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ nicht ganz, meistern es insgesamt aber hervorragend.

Das Quartett um Frontfrau Adrianne Lenker hat sich für seine Verhältnisse richtig viel Zeit gelassen für das neue Werk – rund zweieinhalb Jahre sind seit „Two Hands“ vergangen. Was neben Corona auch am neuen Arbeitsansatz lag, in vier verschiedenen Aufnahme-Sessions Songs über sich als Individuen und Musiker*innen zu schreiben und aufzunehmen.

Daraus entstanden ist ein Album, das neben ein paar Fillern viele Highlights bietet, die hier nun angerissen werden können: der zu Tränen rührende, folkige Opener „Change“, der so unmittelbar aufgenommen ist, als ob mit den Ohren direkt an den Instrumenten bzw. Lenkers Mund kleben würde; das fiebrige Geplinker und Geplonker von „Time Escaping“, das wie eine Mischung aus Kate Bush und Black Country, New Road wirkt; das mit dunklen elektronischen Klängen angereicherte „Blurred View“; das klassischen Westcoast-Pop zitierende „No Reason“; der abschließende Honky Tonk von „Blue Lightning“.

Auf DNWMIBIY transzendieren Big Thief ihren Slacker-Folk-Rock zu einem deutlich universelleren Klang, der nicht nur verschiedene Stile inkorporiert, sondern auch durch seine vielseitige Produktion besticht. Nicht ganz ihr „White Album“, aber nahe dran.

1. Change
2. Time Escaping
3. Spud Infinity
4. Certainty
5. Dragon New Warm Mountain I Believe In You
6. Sparrow
7. Little Things
8. Heavy Bend
9. Flower Of Blood
10. Blurred View
11. Red Moon
12. Dried Roses
13. No Reason
14. Wake Me Up To Drive
15. Promise Is A Pendulum
16. 12000 Lines
17. Simulation Swarm
18. Love Love Love
19. The Only Place
20. Blue Lightning