alt-J – The Dream

In Reviews von Eric

Viele Geschichten kreisen um das Chateau Marmont – von wilden Partys von Led Zeppelin bis zum Drogentod von John Belushi. Kein Wunder, dass der Mythos des Hotels in Hollywood mit seinem abgegriffenen Charme und seiner schlossartigen Architektur schon von einigen Kreativen in ihren Werken verewigt wurde – von Sophia Coppola („Somewhere“) über Benjamin von Stuckrad-Barre („Panikherz“) bis zu Jarvis Cocker & Chilly Gonzales („Room 29“).

Neueste Mitglieder in diesem illustren Club sind alt-J, für die die Erzählungen über das Marmont (und weitere Geschichten über Hollywood) eine Hauptinspirationsquelle für ihr neues Werk war. Frontmann Joe Newman transformiert dieser Geschichten in kryptische, teils beunruhigende Texte und vermischt sie mit Bezügen zum Hier und Jetzt („Hard Drive Gold“ dreht sich z.B. um das Auf und Ab von Kryptowährungen).

Klangtechnisch stellt das englische Trio die gewohnte Fiebrigkeit auf seinem vierten Album zugunsten einer kontemplativeren Gelassenheit zurück (ob das damit zusammenhängt, dass alle Drei inzwischen Väter sind?). Das heißt aber nicht, dass der Sound weniger anspielungsreich oder eklektisch ist. Im Vergleich zum düsteren Vorgänger „Relaxer“ klingt er sogar aufgefrischt, indem er frickelige Grooves und Pop-Experimente mit orchestralen Schnörkeln und opernartigen Einschüben kombiniert.

Der Opener überrascht als Ode an Coca-Cola (*zwinkerzwinker*), ist trotz seiner Lonesome-Rider-Gitarre und choralem Gesang sehr luftig und setzt den Ton für das Kommende. „U&ME“ führt diese Luftigkeit weiter, mit einer Beck-Gitarre und einem hypnotisch-perkussiven Rhythmus. In „Chicago“ darf ein technoider Beat pumpen, „Powders“ huldigt dem Americana. In „Philadelphia“ dreht das Trio die Theatralik voll auf, mit Streichern und einem Spinett wie direkt aus Versailles und einer Opernsängerin als Gast noch dazu.

Der Sound von alt-J ist eindeutig mehr Hirn als Herz, dabei aber in seiner kunstvollen Präzision, seiner makellosen Produktion und seiner stilistischen Finesse umso fesselnder.

Tracklisting

  1. Bane
  2. U&ME
  3. Hard Drive Gold
  4. Happier When You’re Gone
  5. The Actor
  6. Get Better
  7. Chicago
  8. Philadelphia
  9. Walk A Mile
  10. Delta
  11. Losing My Mind
  12. Powders