Adrianne Lenker – Abysskiss

In Reviews von Eric

Mit „Capacity“ schufen Big Thief im vergangenen Jahr ein kleines Juwel introspektiven Slacker-Pops. Mit ihrem Solowerk „Abysskiss“ treibt Frontfrau Adrianne Lenker diese Introspektion noch ein wenig weiter. Für die US-Songschreiberin ist die LP nach eigener Aussage eine Art musikalisches Archiv der letzten paar Jahre. Die Songs entstanden bei Soundchecks und langen Fahrten im Tourbus, in Umkleideräumen, Hotel-Treppenhäusern, Gärten und Küchen auf dem ganzen Globus.

Lenkers Stimme und ihre Akustikgitarre machen den Großteil der Songs aus, wenige andere Instrumente akzentuieren die transportierten Emotionen nur; dadurch wirken die Stücke besonders intim. Flüchtige Momente hält die Musikerin fest, deren Kontext sich nicht immer komplett erschließt, aber mit Sätzen wie „You’re closing up the bar, I’m warming up the car“ doch Kopfkino auslösen. Auf der anderen Seite macht sich Lenker abstrakte Gedanken über das Leben und den Tod und was danach kommen könnte, so wie im Eröffnungsstück: „See my death become a trail and the trail leads to a flower. I will blossom in your sail every dreamed and waking hour.“

Die musikalische Abwechslung hält sich auf „Abysskiss“ in Grenzen, das Album zieht seine Anziehungskraft aus den suggestiven Texten und der unbearbeiteten, reduzierten Instrumentierung.
Übrigens: wer schon immer mal eine Akustikversion von Radioheads „2+2=5“ hören wollte – „Symbol“ kommt dem ziemlich nahe.

Tracklisting

  1. Terminal Paradise
  2. From
  3. Womb
  4. Out Of Your Mind
  5. Cradle
  6. Symbol
  7. Blue And Red Horses
  8. Abyss Kiss
  9. What Can You Say
  10. 10 Miles