Weezer – Pacific Daydream

In Reviews von Eric

Die Weezer-Betrachtung der letzten Jahre war immer zweigeteilt: Einerseits war es die Band, die Geek-Rock in den 1990er Jahren mit ihrem blauen Album bzw. „Pinkerton“ salonfähig machte und mit den genannten zwei moderne Klassiker schuf. Andererseits die Band, der man ab den 2000ern regelmäßiges Heranwanzen an den Mainstream in manchmal fast verzweifelter Poppigkeit – siehe ihre einzige US-Top-10-Single „Beverly Hills“ – vorwarf. Wie genau Mastermind Rivers Cuomo zu all dem steht, wurde nie klar, aber vielleicht ist es ihm mit fast 50 auch einfach egal. Vielleicht macht er einfach, worauf er gerade Bock hat.

Im Fall von „Pacific Daydream“, dem elften Album von Weezer, ist das ein Surfpop-Album mit modernen Produktionsmöglichkeiten. Der Titel der Single „Feels Like Summer“, die gewöhnungsbedürftig mit HipHop-Beats und EDM-Gimmicks spielt, ist dann auch programmtisch für das gesamte Album: Leichtigkeit, Wärme und Spaß will die LP verströmen. Aber wie das mit Sommer-Alben so ist, der Grat zwischen Leichtigkeit und Leichtgewichtigkeit ist schmal, und Weezer gelingt leider kein absturzfreier Spaziergang.

Der Auftakt gerät positiv, „Mexican Fender“ eröffnet mit einem augenzwinkernden Rockriff, einem poppig-positiven Refrain und der schönen Frage in den Lyrics: „What do you do with your hands when you’re singing, do you just hold on to the mic?“ Das folgende „Beach Boys“ mit pluckernder Basslinie und hüpfender Melodie ist ebenfalls gelungen. Aber andere Stücke fühlen sich mit ihrer radiofreundlichen Lockerheit und produktionstechnischer Hochglanzpolitur verkrampft und fade an, etwa „Happy Hour“, „Sweet Mary“ oder „La Mancha Screwjob“.

Für Cabriofahrer, die den Pacific Coast Highway entlang cruisen, ist „Pacific Daydream“ sicher der richtige Soundtrack. Alle anderen, die sich mehr Substanz und dennoch Sommergefühl wünschen, sollten besser zu Phoenix‘ „Ti Amo“ greifen.

Tracklisting

  1. Mexican Fender
  2. Beach Boys
  3. Feels Like Summer
  4. Happy Hour
  5. Weekend Woman
  6. QB Blitz
  7. Sweet Mary
  8. Get Right
  9. La Mancha Screwjob
  10. Any Friend of Diane’s