Torres – Silver Tongue

In Reviews von Eric

Mackenzie Scott versteht es auf ihrem vierten Album unter dem Namen Torres sehr gut, das Physische mit dem Metaphysischen zu verbinden. Einerseits in der Legierung verschiedener musikalischer Stile zu einem opaken, außerweltlichen Popklang, andererseits in ihren Texten, die sich aus vergangenen Erfahrungen, gegenwärtigen Ereignissen und imaginierten Erlebnissen speisen.

„Are you planning to love me through the bars of a golden cage?“, lautet der erste Satz im Eröffnungsstück „Good Scare“. Man hat es doch ganz gemütlich im goldenen Käfig. Und dann kommt die Liebe als der titelgebende gute Schreck. Und das Ende wird schon geplant, obwohl noch nichts richtig begonnen hat: „You might give me a good scare for a minute there. But I’ll say, “Well, I’ve seen that look from you before”, when you start eyeing all the exits.“ In „Two Of Everything“ schreibt sie imaginäre Notizen an die neue Partnerin ihrer zukünftigen Ex: „What was it that made her think she could have two of everything, one of you and one of me.“

Torres’ Art von abgeklärter Traurigkeit in ihren Texten wird emotional gestützt von einer Mischung aus heruntergepitchten Elektropop-Synthesizern, von Geisterhand gespielten Drums und Percussion sowie Gitarren, die mal einsam eine Folk-Weise spielen und mal die Wut des Grunge aufgreifen, ohne in dessen Schwanzhaftigkeit zu verfallen. Schwermut und kalter Zorn waren der Antrieb für „Silver Tongue“, das spürt man. Und auch für Künstler*innen ist Schmerz einfach nur Schmerz und keine Inspirationsquelle, rückt Torres ein gern bemühtes Klischee zurecht: „There’s no such thing as good grief.“

Tracklisting

  1. Good Scare
  2. Last Forest
  3. Dressing America
  4. Records Of Your Tenderness
  5. Two Of Everything
  6. Good Grief
  7. A Few Blue Flowers
  8. Gracious Day
  9. Silver Tongue