Thees Uhlmann – Junkies und Scientologen

In Reviews von Eric

Fünf Jahre hat Thees Uhlmann nicht gesungen, wie er im Eröffnungsstück zugibt, aber nun ist, nachdem er erst mit einem Roman und dann mit einem Hörbuch beschäftigt war, das neue Album des Norddeutschen da. Wie von Uhlmann gewohnt gibt es auf „Junkies und Scientologen“ große Melodien mit viel Pathos, die seine Gedanken zum Zeitgeschehen und seine Befindlichkeitsverortungen begleiten.

„Das Leben ist kein Highway, es ist die B73“, heißt es im Refrain des ersten Songs, und schon ist man wieder drin in diesen assoziationsreichen Uhlmann-Vergleichen, die immer so einfach wie einleuchtend erscheinen. Das Titelstück führt durch Reihen von Menschen, mit denen man sich seine Stadt und/oder sein Leben teilt – mit den Krankenschwestern und Fußballfans, mit den „Junkies und Scientologen“. In „Ich bin der Fahrer…“ versetzt er sich in die Rolle des Mietfahrers, der schöne Statistinnen an die Kulissen von HipHop-Videos chauffiert, und ist von dort herrschenden Paranoia genauso stumm erstaunt wie von der eigenen Einsamkeit. Die Musik zu alldem ist nicht weit weg vom Sound seiner ehemaligen Band Tomte, also Hamburger Schule meets Melodieseligkeit und große (Refrain-)Geste britischen Gitarrenpops.

Wie bei Uhlmann üblich, kann er aber auch gut nerven. Auf dieser Platte, weil er sich mit allem und jedem verbrüdern will (Stephen King, Avicii, Katy Perry, sogar Hannover!). Das wirkt in der Vielzahl beliebig und riecht nach Name-Dropping. Aber dann kommt ein trauriges Liebeslied wie „Immer wenn ich an dich denke, stirbt etwas in mir“ und man weiß wieder, warum man Thees Uhlmann und seine Musik braucht.

Tracklisting

  1. Fünf Jahre nicht gesungen
  2. Danke für die Angst
  3. Avicii
  4. Was wird aus Hannover
  5. 100.000 Songs
  6. Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach HipHop Videodrehs nach Hause fährt
  7. Junkies und Scientologen
  8. Katy Grayson Perry
  9. Menschen ohne Angst wissen nicht, wie man singt
  10. Ein Satellit sendet leise
  11. Die Welt ist unser Feld
  12. Immer wenn ich an dich denke, stirbt etwas in mir