Shame – Food For Worms

In Reviews von Eric

Das letzte Album von Shame zog seine Faszination hauptsächlich aus dem introspektiven, existenzialistischen Grübeln von Frontmann Charlie Steen. Jetzt, zum Nachfolgewerk, verkündet er: „Ich glaube nicht, dass man ewig in seinem eigenen Kopf sein kann.“ Die dritte LP wird als Ode an die Kumpels gedeutet, dem Titel mehrere Bedeutungen zugeschrieben: Einerseits erinnert „Food for Worms“ an die eigene Sterblichkeit, andererseits feiert es die Lebenseinsicht, dass wir uns letztendlich gegenseitig brauchen.

Offenkundig mit guten Intentionen ausgestattet, wirkt „Food For Worms“ dennoch öfter unentschlossen. Der gekannte Post-Punk-Sound wird tastend in verschiedene Richtungen verlassen – es gibt den Willen zu mehr musikalischer Reife, aber nicht die rechte Überzeugung dazu. Dass das Album auf Tour entstanden und unter Live-Bedingungen aufgenommen wurde, hört man vor allem dann, wenn sich Shame entscheiden, mehrstimmig zu singen. Dann klingen sie wie eine Gruppe angetrunkener Typen am Karaoke-Mikro nach ein paar After-Work-Drinks.

Ironischerweise sind genau die Songs am besten – und bei einer Band mit dem grundlegendenden Talent von Shame gibt es die natürlich –, bei denen das englische Quintett nahe an seinem ursprünglichen Sound bleibt: das messerscharfe „Six-Pack“ oder das dringliche „Alibis“ etwa. Aber genauso gibt es das ziellos mäandernde „Adderall“, bei dem auch die (kaum hörbaren) Gast-Vocals von Phoebe Bridgers nichts mehr retten. Oder das Abschlussstück „All The People“, das an eine schon zu lange gehende Party erinnert, bei der sich die letzten druffen Gäste noch ein paar Instrumente schnappen.

Es ist aller Ehren wert, dass Shame neue musikalische Wege gehen wollen. Aber wenn dabei der ursprüngliche Kern verloren geht und durch nichts ersetzt wird, bleibt eben ein Loch.

Tracklisting

  1. Fingers Of Steel
  2. Six-Pack
  3. Yankees
  4. Alibis
  5. Adderall
  6. Orchid
  7. The Fall Of Paul
  8. Burning By Design
  9. Different Person
  10. All The People