Paolo Nutini – Last Night In The Bittersweet

In Reviews von Eric

Das Wort Comeback wird heutzutage fast inflationär benutzt, im Falle von Paolo Nutini hat es aber seine Berechtigung: Ganze acht Jahre sind vergangen, bis der Schotte mit italienischen Wurzeln einen Nachfolger für sein letztes Album „Caustic Love“ präsentiert. Dafür gibt es auf „Last Night In The Bittersweet“ gleich 16 Songs zu hören, die so abwechslungsreich wie nie zuvor bei Nutini sind.

Dass sein viertes Album durchaus eine Herausforderung für die Hörer*innen wird, macht gleich das Eröffnungsstück klar: erst krachen die Schlagzeug-Becken wie bei Led Zeppelin, dann gibt der Sänger Laute von sich wie ein weidwundes Tier, es folgt ein Sample von Patricia Arquette aus Tarantinos „True Romance“ und schließlich ein Beatnik-Gedicht.

Danach bleibt es interessant, wird aber auch eingängiger. Etwa in der langsam brennenden Rock-Ballade „Acid Eyes“, im von repetitiver Krautrock-Rhythmik angetriebenen „Lose It“ oder im Classic-Rock-Stück „Petrified In Love“. Hymnisch kann er aber auch, denn „Shine A Light“ klingt wie eine Mischung aus U2 und 80s-Post-Punk. Allein diese Aufzählung zeigt, wie sehr sich der Songwriter auf der LP – produziert und aufgenommen von ihm mit zwei langjährigen Mitmusikern – ausprobiert und hörbaren Spaß daran hat.

Nur ein paar akustische Liebes(leidens)-Balladen, wie sie der Nutini-Gelegenheitshörer wahrscheinlich erwartet, sind in der Tracklist zu finden, geschult an alten Soul-Granden wie Otis Redding. „Through The Echoes“ sticht dabei heraus, aber auch „Abigail“ und „Julianne“ enttäuschen keineswegs.

Geleitet und zusammengehalten wird die Songsammlung von der immer wieder beeindruckenden Stimme des Schotten. Er croont, bellt und schmachtet sich durch die gut 70 Minuten Spielzeit, dass es eine wahre Freude ist. Am besten ist Nutini dabei, wenn er seinem Gesang Raum gibt und seiner kraftvollen, rauen Stimme freien Lauf lässt – eine Stimme, die klingt, als würde er die Stimmbänder jeden Abend in einem Bad aus Whiskey und Zigarettenkippen einlegen.

„Last Night In The Bittersweet“ ist der endgültige künstlerische Befreiungsschlag eines Musikers, der nur noch macht, worauf er wirklich Lust hat. Wir folgen gerne!

Tracklisting

  1. Afterneath
  2. Radio
  3. Through The Echoes
  4. Acid Eyes
  5. Stranded Words (Interlude)
  6. Lose It
  7. Petrified In Love
  8. Everywhere
  9. Abigail
  10. Children Of The Stars
  11. Heart Filled Up
  12. Shine A Light
  13. Desperation
  14. Julianne
  15. Take Me Take Mine
  16. Writer