Jochen Distelmeyer – Gefühlte Wahrheiten

In Reviews von Wolf

Totgesagte leben länger. So lässt auch Jochen Distelmeyer sechs Jahre nach seinem überraschend guten Cover-Album und 13 Jahre nach dem letzten eigenen Werk auch wieder etwas von sich hören.

Ein Platte „darüber, wie es sich anfühlt, lebendig zu sein“, soll es sein. Hört man sie unter diesem Gesichtspunkt, fällt einem aber eher ein bekanntes Zitat von Frank Zappa zum Thema Jazz ein.

Tatsächlich klingt die Platte überraschend „modern“. Auf seinem Ausflug in die Welt der Cover hat Distelmeyer wohl auch gefallen an anderen Musikstilen gefunden. So schleichen sich zunächst (mal mehr und mal weniger deutliche) Anleihen an US-amerikanischen R&B oder funkige Disco ein. Das passt meist ganz gut, wirkt aber auch mal peinlich. Und das komischerweise, obwohl es gar nicht aufgesetzt oder erzwungen ist. Man glaubt dem Distelmeyer dass er den Beat spürt. Trotzdem scheint es irgendwie unpassend und „cringe“ um mal in der modernen Sprache zu bleiben.

Erst als er sich in englischer Sprache an Country-Songs versuch,t wird es dann doch zu viel des Guten. Was anfangs wie ein kurioser Ausreißer wirkt, zieht sich aber weiter durch die gesamte zweite Hälfte der Platte und nervt spätestens beim vierten derartigen Song unglaublich. Mit einer knapp 12-minütigen Bluesnummer reißt er das Ruder dann aber gerade so nochmal herum und beendet das Album mit einer typischen besinnlichen Nummer.

Tracklisting

  1. Komm (So nah wie du kannst)
  2. Zurück zu mir
  3. Hey Dear
  4. Im Fieber
  5. Tanz mit mir
  6. Nur der Mond
  7. Gone Girl
  8. The Reason
  9. Roads Of Regret
  10. Manchmal
  11. Nicht einsam genug
  12. Ich sing für dich