Miles Kane – Coup De Grace

In Reviews von Eric

Neben dem wiedererstarkten Liam Gallagher zieht momentan kein Solomusiker das Brit-Rock-Ding so konsequent durch wie Miles Kane. Nachdem der zweite Last-Shadow-Puppets-Zyklus mit Album (2016) und anschließender Tour abgeschlossen war, zog es seinen Bandkollegen Alex Turner wieder zurück zu den Arctic Monkeys. Und weil sich Kane die Zeit ja nicht nur mit Modelinien für Fred Perry vertreiben kann, arbeitete er an seinem dritten Einzelwerk „Coup De Grace“.

Zu dem Rock’n’Roll- und Glam-Rock-Vibe, der schon den Vorgänger „Don’t Forget Who You Are“ vor fünf Jahren kennzeichnete, gesellt sich diesmal noch eine gute Portion Punk-Spirit. Bei „Too Little Too Late“ treffen sich die Misfits und die Buzzcocks zum flotten Zweieinhalbminüter, den Kane mit seinem Crooner-Gesang in Richtung Mod treibt. „Cry On My Guitar“ ist mindestens zu 50 Prozent ein Cover von T. Rex‘ „Get It On“, fügt aber noch einen tollen Basslauf hinzu. Außerdem offenbart der Song exemplarisch die gesanglichen Fertigkeiten des Engländers, die er auch im weiteren Verlauf präsentiert, wenn er von einem Glam-Gieksen in der Strophe zu einem anklagenden Stakkato im Refrain wechselt.

Bei „Loaded“ hatte Kane Songwriting-Unterstützung von Jamie T. (wie bei weiteren Stücken auch) und von Lana Del Rey. Der Song beginnt balladesk mit einem Piano, um dann im Refrain an Kraft zu gewinnen und sogar in ein Gitarren-Solo zu münden. Hier zeigt sich auch ein wiederkehrendes textliches Motiv, nämlich dass der 32-Jährige auf dem Album auch die Trennung von seiner Freundin verarbeitet: „My baby’s always threatening to leave, you can do that or be here. Almost brought me down to my knees, you said I’ve never been clear.“ „Killing The Joke“, eine echte Power-Ballade, hätte sich mit seinen spacigen Synthies und seinem Crooning auch gut auf dem jüngsten Arctic-Monkeys-Werk von Kumpel Turner gut gemacht. Der Titeltrack, insbesondere der einprägsame Basslauf, erinnert an die Talking Heads. Das abschließende „Shvambacu“ hätte auch perfekt in einen Sean-Connery-Bond-Film gepasst.

Den Gnadenschuss (das heißt das französische „Coup De Grace“ auf Deutsch) gibt Miles Kane dem Brit-Rock mit seinem Album nicht, im Gegenteil: die LP ist – trotz kleiner Durchhänger und ein paar sehr offensichtlicher musikalischer Anleihen – schlüssig, schlagkräftig und macht Spaß.

Tracklisting

  1. Too Little Too Late
  2. Cry On My Guitar
  3. Loaded
  4. Cold Light Of The Day
  5. Killing The Joke
  6. Coup De Grace
  7. Silverscreen
  8. Wrong Side Of Life
  9. Something To Rely On
  10. Shavambacu