Lily Allen – No Shame

In Reviews von Eric

Was Lily Allen von den austauschbaren Popsternchen unterscheidet, die jede Saison kommen und gehen, ist weniger ihre durchaus massenkompatible Musik, sondern ihre (selbst)ironischen, bissigen und expliziten Texte. Mit dem Opener ihres vierten Albums beweist sie all das erneut und fällt gleich mit der Tür ins Haus: „I’m a bad mother, I’m a bad wife, you saw it on the socials and you’ve read it online.“ Bäng, nehmt das, Klatschpresse und skandalgeile Internet-Trolle!

Auf „No Shame“ reflektiert die Britin sowohl persönliche Probleme als auch die Dummköpfe in ihrem Leben. Vor allem Allens Scheidung wird mit schmerzhafter Ehrlichkeit und über mehrere Songs hinweg verhandelt, Verletzlichkeit und Reue wechseln sich nachvollziehbar mit Schuldzuweisungen ab. Gekleidet wird all dies in einen High-Class-Popsound, der zeitgeistig mit Cloud-Rap- und Dancehall-Versatzstücken spielt und die UK-Rapper Giggs, Meridian Dan und Lady Chann featured. So entstehen tolle Popsongs wie „Trigger Bang“, „Lost My Mind“ und „Pushing Up Daisies“. Albern ist die Pianoballade „Three“, die aus der Sicht von einem der beiden kleinen Kinder Allens geschrieben ist, bleibt aber die Ausnahme. Denn „No Shame“ ist in großen Teilen ein wirklich gutes Album geworden, das in seinem eingängigen Sound schmerzhafte Wahrheiten an die Hörer*innen transportiert. Wenn doch nur alle Popstars wären wie Lily Allen…

Tracklisting

  1. Come On Then
  2. Trigger Bang (feat. Giggs)
  3. What You Waiting For
  4. Your Choice (feat. Burna Boy)
  5. Lost My Mind
  6. Higher
  7. Family Man
  8. Apples
  9. Three
  10. Everything To Feel Something
  11. Waste (feat. Lady Chann)
  12. My One
  13. Pushing Up Daises
  14. Cake