La Roux – Supervision

In Reviews von Eric

Vor gut einem Jahrzehnt war La Roux der heißeste Popact überhaupt. Mit eindringlicher Stimme sang die rothaarige Frontfrau Elly Jackson davon „Bulletproof“ zu sein und „In For The Kill“. Dazu liefen Synthies und Beats, die wie aus den 80s klangen, aber viel cooler waren. Ich war 2009, dem Jahr des Debütalbums, auf vier La-Roux-Konzerten (soweit ich mich erinnere), und alle jeweils Anwesenden wollten so cool sein wie Jackson und waren gleichzeitig ein bisschen in sie verliebt. Mir ging es zumindest so.

Nach dem kometenhaften Aufstieg folgten jedoch die Probleme: Jacksons Partner Ben Langmaid stieg aus, sie kämpfte mit psychischen Problemen, die Kreativität war weg. Ein Album folgte 2014, konnte aber nicht an den Anfangserfolg anknüpfen.

Und nun? Es ehrt die Grammy-, Brit-Award und Mercury-Prize-Gewinnerin, dass sie nicht – wie so viele andere Künstler*innen derzeit – auf Nostalgie-Tour mit ihrer ersten LP geht und so Geld macht, sondern sich nochmal an ein Album gewagt hat. Bei „Supervision“ hat die Engländerin so gut wie alles selbst verantwortet: vom Schreiben der Songs über die Produktion bis zum Plattencover. Der 80s-Synthie-Sound ist auch auf Album Nummer drei vorhanden, wird aber von einem kalifornischen Vibe begleitet und sogar einem Funk-Twang, wie man ihn von Nile Rodgers und seiner Daft-Punk-Kollaboration kennt. Dadurch strahlen die Songs viel mehr Wärme aus als ehedem und geben der LP einen durchgängigen Flow. Andererseits sucht man die für die Tanzfläche geborenen Instant-Hits wie die oben genannten mit ihren glühenden Gitarren-Licks und rauschhaften Synthies vergebens. „21st Century“ und „International Woman Of Leisure“ kommen diesen noch am nächsten. Jacksons berühmtes Falsett führt dennoch traumwandlerisch sicher durch die Songs.

La Roux ist nun auf dem Weg zu einer Grande Dame des Pop, die sich anscheinend lieber auf Album- als auf Singlelänge ausdrückt. Was schade ist, denn die Coolness hat sie immer noch.

Tracklisting

  1. 21st Century
  2. Do You Feel
  3. Automatic Driver
  4. International Woman Of Leisure
  5. Everything I Live For
  6. Otherside
  7. He Rides
  8. Gullible Fool