Jade Bird – Jade Bird

In Reviews von Eric

Jade Birds Songs klingen an den meisten Stellen ihres selbstbetitelten Debütalbums so amerikanisch, dass man gar nicht glauben mag, dass sie eigentlich aus England kommt. Nur der Akzent der 21-Jährigen verrät, dass sie nicht aus Nashville stammt, ansonsten hat sie die Americana-Tradition bestens aufgesogen und verwandelt sie in persönliche Stücke. Kein Wunder also, dass sie in den USA schon als kommender Star gilt, während sie Europa noch erobern muss.

Das sollte aber mit Birds Erstlings-LP kein Problem sein. Ihr Americana ist traditionsbewusst genug, um Ältere zu überzeugen und hat gleichzeitig genug Pop-Glanz, um Jüngere abzuholen. Aber vor allem ist es die zum Stein erweichen schöne Stimme der Songwriterin (sie schreibt alles selbst), die das Album trägt und besonders macht. Ihr glockenheller Sopran hat einen rostig-rauen Unterton, der immer wieder aus ihr herausbricht und der Stimme besondere Kraft verleiht. Wenn man dann noch auf die Texte hört, die sich oft um traurige Themen wie Scheidung, Desillusion, Betrug und Kummer drehen, bekommt der Gesang eine noch größere Eindringlichkeit.

Dennoch gibt es auch einige (musikalisch) ausgelassene Stücke zu hören – „I Get No Joy“ mit seinem stampfenden Rhythmus etwa, oder „Side Effects“, das wie eine Mischung aus The Kooks und George Ezra klingt. Oder die naturgewaltigen „Uh Huh“ und „Love Has All Been Done Before“, die in ihrer Energie an Bruce Springsteen erinnern. Daneben gibt es aber auch einige Balladen, die entweder vom Piano („My Motto“, „17“) oder ganz klassisch von einer Akustikgitarre („Ruins“, „Does Anybody Know“) getragen werden.

Bei allem offensichtlichen Songwriting- und Gesangstalent hat die Hochglanz-Produktion des Albums leider zu viele Ecken und Kanten, die man teilweise noch erahnen kann, abgeschmirgelt. Trotzdem hat Jade Bird offensichtlich die Power, die Ambition und genug gute Songs, um groß herauszukommen.

Tracklisting

  1. Ruins
  2. Lottery
  3. I Get No Joy
  4. Side Effects
  5. My Motto
  6. Does Anybody Know
  7. Uh Huh
  8. Good At It
  9. 17
  10. Love Has All Been Done Before
  11. Going Gone
  12. If I Die