Girl In Red – I’m Doing It Again Baby!

In Reviews von Eric

Trotz erst eines Studioalbums ist die Norwegerin Marie Ulven alias Girl In Red bereits eine internationale Ikone des queeren Indie-Pops. Die Frage „Do you listen to Girl In Red?“ ist zu einer codierten Erkundigung von Frauen/Mädchen geworden, ob eine andere weibliche Person gay ist. Ihr Erfolg begründet sich vor allem in ihren Texten, in denen sie die Probleme der Adoleszenz anspricht, in denen aber genauso die gleichgeschlechtliche Liebe als etwas Alltägliches und Facettenreiches vorkommt.

Dabei legt Girl In Red eine große Offenheit an den Tag – wie im Eröffnungsstück ihrer zweiten LP, in dem sie von ihren Depressionen berichtet, für die sie sich Hilfe geholt hat. Ansonsten kann man einige Songs als „Abrechnung“ mit einer Ex-Liebhaberin verstehen, von der sich Ulven klein gemacht fühlte – „You just love to kill the light in my eyes to make me low when I’m high“, wie sie es auf „Too Much“ ausdrückt. Später zeigt sie sich aber erholt und in bester Verfassung: „I’m on a new level“, jubiliert sie im Titeltrack.

Musikalisch hat sich Ulven von dem DIY-Bedroom-Sound ihrer Anfangstage verabschiedet und setzt nun auf einen international funktionierenden, groß produzierten Pop-Klang. Sie bedient sich dabei aus dem Taylor-Swift-Handbuch, die sie kürzlich auf einer großen Stadiontour als Vorband begleitete. Die schnelleren Stücke profitieren einerseits davon, indem sie mit Punch ausgestattet werden. Andererseits wirken die langsameren Stücke sehr tränenziehend und theatralisch. Hier hätte ein minimalistischer Ansatz den Songs gutgetan.

Dennoch ist „I’m Doing It Again Baby!“ ein schönes Popalbum mit Haltung und lyrischem Schmiss.

Tracklisting

  1. I’m Back
  2. Doing It Again
  3. Too Much
  4. Phantom Pain
  5. You Need Me Now?
  6. A Night To Remember
  7. Pick Me
  8. Ugly Side
  9. New Love
  10. 5 Stars