Girl In Red – If I Could Make It Go Quiet

In Reviews von Eric

Marie Ulven alias Girl In Red ist mit einigen Singles und zwei EPs (die in „Beginnings“ gebündelt wurden) zu einer kleinen Ikone des queeren Indiepop geworden. Weil die gleichgeschlechtliche Liebe in ihren Songs etwas ganz Alltägliches ist, mit allen guten und schlechten Facetten, mal romantisch und mal schmerzhaft. Mit ihrem Debütalbum zielt sie nun musikalisch auf ein größeres Publikum, ohne sich inhaltlich zu ändern.

„If I Could Make It Go Quiet“ will die Norwegerin universell verstanden wissen. Die LP sei „ein Versuch zu verstehen, was es heißt, menschlich zu sein. […] Ich beleuchte die dunkelsten Seiten an mir und lasse alle dabei zusehen.“ (Selbst-)Hass, Verlust, Depression, aber auch Lust und Liebe – Girl In Red dreht nur die großen Räder.

Dafür hat sie die DIY-Bedroom-Attitüde abgelegt und einen poppigeren Ansatz gewählt. Die traurig-treibenden Gitarrenakkorde, oftmals mit Hall belegt, sind an manchen Stellen noch da, werden jedoch in eine deutliche fettere Produktion eingebettet, gerne auch mit Beats unterlegt. Beispielhaft für ihren geänderten Sound steht gleich zu Anfang das Mental-Health-Stück „Serotonin“, das von Billie-Eilish-Bruder Finneas produziert wurde. Bei „Body And Mind“ und weiteren Songs werden die Gitarren gänzlich zurückgestellt und von Dua-Lipa-Pop ersetzt. Dafür werden sie bei „You Stupid Bitch“ heftig zurückgeholt, in dem Ulven als Verschmähte der Angebeteten Bescheid stößt.

Ein wenig vermisst man die „alte“ Girl In Red mit ihrer Gitarre und ihren Schlafzimmer-Liedern, die hin und wieder – wie bei „.“ (bester Songtitel übrigens!) – noch zum Vorschein kommt. Aber mit diesem Album wird sie ihren Anhängerschar um ein Vielfaches vergrößern. Und das ist ihr alleine aufgrund ihrer Themen von Herzen zu gönnen.

Tracklisting

  1. Serotonin
  2. Did You Come
  3. Body And Mind
  4. Hornylovesickmess
  5. Midnight Love
  6. You Stupid Bitch
  7. Rue
  8. Apartment 402
  9. .
  10. I’ll Call You Mine
  11. It Would Feel Like This