- Release-Datum: 23.07.21
Label: Matador
Format: Album
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„From the beginning, Darkside has been our jam band“ – so nonchalant umschreibt der chilenisch-amerikanische Produzent/DJ Nicloas Jaar sein Projekt mit dem Brooklyner Multiinstrumentalisten Dave Harrington. Deren Debütalbum aus dem Jahr 2013 wurde über den grünen Klee gelobt, dabei war „Psychic“ nicht unbedingt einfach zugänglich – ein glühend-verschleppter Mix aus Minimal-Techno-Beats, Yacht-Rock, New Wave, Kraut-Rock und Blues. Danach widmeten sie sich wieder anderen Projekten, bis, wie Harrington sagt: „It felt like it was time again.“
Wahrscheinlich ist es dieser lockere „Komm ich heut‘ nicht, komm ich morgen“-Ansatz, der viel zur besonderen Stimmung von Darksides Musik beiträgt. Alle Sounds sind nur lose, aber kunstvoll verknüpft und fangen die Hörer*innen dennoch einem Netz gleich ein. Zeitlupen-Beats und außerweltliche Synthesizer verbinden sich auf „Spiral“ mit handgespielten Gitarren und Percussion zu einer gleichzeitig euphorisierenden und verstörenden, psychedelischen Electronica, die man als logische Fortsetzung des Erstlings lesen kann.
Im Eröffnungsstück „Narrow Road“ hören wir zu Beginn eine zart gezupfte Akustikgitarre, und diese ersten Klänge machen schon den größten Unterschied zwischen dem Debütalbum und „Spiral“ klar, die sich insgesamt in der Ästhetik stark ähneln: waren es vormals vor allem Harringtons bluesigen Soli auf der E-Gitarre, die als Beitrag von ihm herausstachen, ist er nun öfter an der Akustischen zu hören, was den Stücken einen folky Touch verleiht. Aber auch in Funk- und Jazz-Gefilde wagt er sich.
Die einzelnen Tracks blenden oft ineinander über, was den von Jaar angesprochen Jam-Charakter noch verstärkt. Jaars Gesang wechselt übrigens zwischen einsamem Mönch und zur Masse predigendem Guru, ist aber in beiden Ausprägungen faszinierend. Allerdings hat die Stimme hier weniger eine Funktion als Wortvermittler, sondern vor allem als weiterer Klanggeber, wie alles weitere Knarzen, Klackern, Knistern, Knirschen, Knallen aus undefinierbaren Quellen auch.
Am nächsten an der Struktur eines konventionellen Popsongs ist „Liberty Bell“, das einen flotten, fast durchgängigen Beat, ein Glockengeläut und eine Flamencogitarre präsentiert. Freilich greift man nicht zu Darkside für ihren Popappeal, sondern für das Bewusstsein durchströmende und erweiternde Klänge. Insofern ist Jaar und Harrington wieder ein hervorragender Trip gelungen.
Tracklisting
- Narrow Road
- The Limit
- The Question Is To See It All
- Lawmaker
- I’m The Echo
- Spiral
- Liberty Bell
- Inside Is Out There
- Only Young