Courtney Barnett – Tell Me How You Really Feel

In Reviews von Eric

Die schluffige Unperfektheit war es, die Courtney Barnetts Debütalbum „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“ zum Überraschungserfolg werden ließ. Anders als im Pop heute üblich inszenierte sich die Australierin nicht als Künstlerin, der einerseits alles gelingt und die andererseits alles zu reflektieren, einzuordnen und zu kommentieren weiß. Nein, Barnett rang um die richtigen Worte und Gedanken, was sie zur Möchtegern-Freundin für lange Gespräche am Küchentisch machte. Der dazu präsentierte Slacker-Indie mit Grunge-Einschlag war die passende musikalische Begleitung.

Der Nachfolger „Tell Me How You Really Feel“ geriert sich noch ein bisschen grüblerischer, ein bisschen wütender und daraus folgend auch düsterer. Am augenfälligsten wird das bei „Nameless, Faceless“, in dem sie ein Margaret-Atwood-Zitat aufgreift: „Men are scared that women will laugh at them. Women are scared that men will kill them.“ In diesen Momenten steht Barnetts fast zufälliger Slacker-Rock in starkem Kontrast zu ihren Texten.

In anderen Songs macht sie sich Gedanken über die Schwierigkeiten, die im Speziellen eine tourende Musikerin bei der Aufrechterhaltung von Beziehungen hat und über romantische Fehlkommunikation im Allgemeinen – bei „City Looks Pretty“ heißt es etwa zu perlenden 70ies-Gitarren, die mit Feedback versetzt werden: „Sometimes I get sad, it’s not all that bad. One day, maybe never, I’ll come around.“

Manchmal vermisst man die lakonischen Beobachtungen des Debüts, die Barnett bei ihrem Zweitling zugunsten von direkteren Gedanken mehr in den Hintergrund treten lässt. Doch „Hopefulessness“, „Walking On Eggshells“ oder „Crippling Self Doubt And A General Lack Of Self Confidence“, deren Gitarrenarbeiten an die Lemonheads bzw. die Breeders erinnern (deren Mitglieder Kim und Kelley Deal haben bei letzterem einen Gastauftritt), sind in ihrer zweifelnden, verspannten Klugheit große Songs. Courtney Barnett ist die Songwriterin, die wir dringend brauchen.

Tracklisting

  1. Hopefulessness
  2. City Looks Pretty
  3. Charity
  4. Need A Little Time
  5. Nameless, Faceless
  6. I’m Not Your Mother, I’m Not Your Bitch
  7. Crippling Self Doubt And A General Lack Of Self Confidence
  8. Help Your Self
  9. Walkin On Eggshells
  10. Sunday Roast