Brittany Howard – Jaime

In Reviews von Eric

Einen Großteil der Faszination der gefeirten Bluesrocker Alabama Shakes machte ihre Frontfrau Brittany Howard aus – bzw. deren tiefe, kratzige wie kraftvolle Stimme. Zwei Alben führten die Band schließlich zu mehrfachen Grammy-Ehren, doch irgendwann spürte die Amerikanerin, dass sie „etwas alleine machen musste, nur meine Musik, die keinem Genre oder den Erwartungen der Fans entsprechen muss“, wie sie selbst sagt. Dafür stellte sie sich die Fragen: „Will ich, dass die Leute mich verstehen und mich kennen, will ich ihnen meine Geschichte erzählen?“

Die Antwort auf diese Fragen heißt „Jaime“, Howards Solodebüt, und ist nach ihrer im Teenager-Alter an Krebs verstorbenen Schwester benannt. Wie der Titel schon zeigt, gibt die Musikerin auf dem Album viel von ihrem Inneren preis, in intimen, selbstoffenbarenden Texten: „So, don’t question my state of mind. I’m doing wonderful, just fine, thank you“ („Stay High“). Aber genauso ist sie von den politischen Unruhen getrieben, die die USA und die ganze Welt erfasst haben. „I am dedicated to oppose those whose will is to divide us and who are determined to keep us in the dark ages of fear“, singt sie in „13th Century Metal“. Verbunden werden diese beiden Pole schließlich in „Goat Head“, in dem es um den Rassismus geht, den ihre Eltern als gemischtrassiges Paar in den US-Südstaaten erleben mussten.

Howard trägt diese Texte in ihrer unvergleichlichen Art vor, sie schreit und gurrt, schmachtet und croont. Die dazugehörige Musik ist sicherlich vom Blues/Rock/Gospel ihrer Stammband inspiriert, treibt diesen Sound aber weiter und tiefer. In „Tomorrow“ und „He Loves Me“ kommen HipHop-artige Beats hinzu. „History Repeats“ erinnert an den retrofuturistischen, leicht defekten Soul von Jamie Lidell, das sehr reduzierte „Short And Sweet“ wiederum an Nina Simone. Unter vielen starken Songs noch ein bisschen herausragt aber „Georgia“, ein Protest-Jam gegen die rechts-reaktionäre Welle, die gerade durch die Vereinigten Staaten schwappt. Brittany Howard verströmt hier und eigentlich auf dem gesamten Album so viel Kraft und Verletzlichkeit, so viel Herz und Seele, dass es eine wahre Freude ist.

Tracklisting

  1. History Repeats
  2. He Loves Me
  3. Georgia
  4. Stay High
  5. Tomorrow
  6. Short And Sweet
  7. 13th Century Metal
  8. Baby
  9. Goat Head
  10. Presence
  11. Run To Me