Blood Red Shoes – Get Tragic

In Reviews von Eric

Vielleicht war der große Knall zwischen Laura-Mary Carter und Steven Ansell nach ihrem letzten gemeinsamen Album als Blood Red Shoes das Beste, was ihnen passieren konnte. Nicht wegen der ursächlichen persönlichen Probleme zwischen den Beiden, nicht wegen der großen Hindernisse, die auf dem Weg zum neuen Album „Get Tragic“ liegen sollten (siehe dazu auch unser Interview), sondern deswegen, weil sie durch die am Ende folgende Änderung ihres Sounds eine neue Vitalität gefunden haben.

Denn ihr letztes, selbstbetiteltes Album aus dem Jahr 2014 hatte ein wenig den Swag verloren. Ihr Blut-Schweiß-und-Tränen-Rock aus Gitarre, Schlagzeug, Gesang war endgültig ausdefiniert. Umso schöner, dass das Brightoner Duo für seine fünfte LP „Get Tragic“ den Mut zur Veränderung hatte und elektronische Elemente wie Beats, Synthesizer und dröhnende Bässe einbaute. Diese „verweichlichen“ den rohen, kraftvollen BRS-Sound nicht, im Gegenteil: sie stellen ihn auf eine breitere Basis, fügen Nuancen hinzu und eröffnen neue melodische Möglichkeiten – The Kills kommen beim Hören des Albums öfter in den Sinn.

„Eye To Eye“ schleicht sich zu Beginn mit leichtem Knurren an und präsentiert einen elaborierten Refrain, um dann „Mexican Dress“ mit seinem verfremdeten Gitarrenriff und „Bangsar“ mit seinem stampfenden Doppelrhythmus aus übersteuertem Rave-Synthie-Beat und Schlagzeug mit voller Wucht zuschlagen zu lassen. „Nearer“ und „Beverly“ folgen als Fast-Ballade den dunklen, verschlungenen Pfaden von Arctic Monkeys‘ „AM“, bevor mit „Find My Own Remorse“ die echte Ballade kommt, mit vielen Sounds im Hintergrund und viel Reue in den Lyrics im Vordergrund.

Überhaupt stehen problematische Beziehungen nachvollziehbarer Weise im Mittelpunkt der Texte. Diese werden dann in der bewährten Kombination aus Ansells Schnodderschnauze und Carters lieblicher, aber kraftvoller Stimme vorgetragen. Den vielleicht eingängigsten Song „Howl“ bestreitet Carter alleine am Mikro, während sich röhrende Synthesizer, Gitarre und Drums perfekt ergänzen und sich gegenseitig befeuern. Nur der abgehackte Schluss ist nicht ganz nachzuvollziehen. Apropos Schluss: Hier tobt sich das Duo in „Elijah“ nochmal auf fast fünf Minuten aus, heavy und sexy.

Man gönnt es Blood Red Shoes, dass nach einer langen schweren Zeit ihr Wagnis eines frischen Ansatzes aufgeht. Vielmehr noch, „Get Tragic“ lässt Blood Red Shoes in neuer Pracht erstrahlen.

Tracklisting

  1. Eye To Eye
  2. Mexican Dress
  3. Bangsar
  4. Nearer
  5. Beverly
  6. Find My Own Remorse
  7. Howl
  8. (Interlude)
  9. Anxiety
  10. Vertigo
  11. Elijah