Arctic Monkeys – The Car

In Reviews von Eric

Mit ihrem letzten Album haben die Arctic Monkeys einige frühere Fans mindestens irritiert, die mit dem neu gefundenen Lounge-Pop wenig anfangen konnten. Um es gleich zu sagen – das neue Werk der Combo aus Sheffield wird die Irritierten nicht zurückgewinnen.

Wo allerdings beim im Weltraum angesiedelten „Tranquility Base…“ die Musik in ihrer Down-Tempo-Opulenz manchmal eintönig wurde, gelingt es der Band auf „The Car“, mehr Abwechslung in ihren stark orchestrierten Sound zwischen Bryan Ferry, David Bowie und Film-Noir-Soundtrack zu bringen. Was möglicherweise daran liegt, dass ihre siebte LP wieder mehr im Teamwork entstand und nicht mehr dem einsamen Brüten von Frontmann und Hauptsongwriter Alex Turner entstammt. Wir reisen – nun nicht mehr im Raumschiff, sondern in einer alten Jaguar-Limousine – vom loungig-jazzigen „There’d Better Be A Mirrorball“ über den Funk-Rock von „I Ain’t Quite Where I Think I Am“ zum in Gitarrensoli ausufernden 70s-Epos „Body Paint“ und schließlich zum mit Grandezza-Streichern zum Abschied winkenden „Perfect Sense“. Ein Trip, so reich an Eindrücken, dass er zur regelmäßigen Rückkehr einlädt.

Turners lyrisches Ich in den Texten ist ein lässiger, gelangweilter Salonlöwe, der in einer Mischung aus Ironie, Melancholie und Nostalgie auf die Welt des Showbiz und den Ruhm im Scheinwerferlicht blickt. Doch unter der Oberfläche ist er gar nicht so abgebrüht, wie er sich geriert, wie mehr oder minder verklausulierte Zeilen über Liebe, Sehnsucht, Paranoia und Selbstzweifel – wie hier im Eröffnungsstück – zeigen: „So if you wanna walk me to the car, you oughta know I’ll have a heavy heart. So can we please be absolutely sure that there’s a mirrorball?“ Turner croont fast durchgängig im Falsett, das er im Laufe der Zeit von einem selten verwendeten Stilmittel zur jetzigen Standard-Singstimme erhob und nun perfekt beherrscht – weit entfernt von seinem früheren, halb gesprochenen, mittelenglischen Schnodder-Gesang.

Es zeigt sich im textlichen Wink an die gemischte Resonanz ihres letzten Albums („Puncturing your bubble of relatability with your horrible new sound“), dass die Arctic Monkeys immer noch, wie ihre jüngeren Selbst, einen Fuck geben auf die Meinung anderer. Nur statt in einen Rock-Sound mit zackigen Riffs kleiden sie ihre Attitüde nun in einen ausladenden Anything-goes-Sound, den sie auf „The Car“ zur Meisterschaft gebracht haben.

Tracklisting

  1. There’d Better Be A Mirrorball
  2. I Ain’t Quite Where I Think I Am
  3. Sculptures Of Anything Goes
  4. Jet Skis On The Moat
  5. Body Paint
  6. The Car
  7. Big Ideas
  8. Hello You
  9. Mr Schwartz
  10. Perfect Sense