Jono McCleery – Seeds Of A Dandelion

In Reviews von Eric

Bei Coveralben stehen ganz klar Vortrag und Interpretation der ausgewählten Stücke im Vordergrund – die Komposition haben ja schon andere Künstler*innen übernommen. Reines Nachspielen gilt also nicht. Wenn man aber z.B. an Johnny Cashs „Hurt“, Joe Cockers „With A Little Help From My Friends“ oder Jeff Buckleys „Hallelujah“ denkt, kann ein Cover sogar das Original überstrahlen.

Solch ikonografische Interpretationen (obwohl das meist erst die Zeit wirklich zeigt) wie die genannten finden sich auf Jono McCleerys Cover-LP „Seeds Of A Dandelion“ zwar nicht, dennoch überzeugt der Brite in seinen eigenen Versionen der ausgewählten Stücke. Das liegt zum einen an McCleerys heller, souliger Stimme, mit der er auch ein Kochbuch vorlesen könnte und es sexy bzw. gefühlvoll klingen würde. Zum anderen schafft er es gut, die Songs in seinen folkig-jazzigen R´n´B-Soundrahmen zu überführen.

Den Opener „Gabriel“, eigentlich ein entspannter House-Track von Roy Davies, Jr. aus den 1990er-Jahren, dekonstruiert er geschickt, indem er nur ein paar Gitarrenakkorde zur Instrumentierung eines Streichquartetts spielt und sich ansonsten auf die Kraft seiner Stimme verlässt und daraus fast einen Glaubensakt macht.

Jedoch sind nicht alle Ergebnisse so überzeugend wie bei „Gabriel“. Bei „Halo“ bekommt man Beyoncés Stimme nicht aus dem Kopf, die dem Stück seine ganz eigene Gravität verleiht. Aber der Bossa-Nova-Ansatz für „Know Who You Are At Every Age“ (Cocteau Twins), das Vertreiben der maschinellen Kälte mittels warmer Orgelklänge und Percussion bei Atoms For Peaces „Ingenue“ oder das Herauskitzeln von Verletzlichkeit aus dem hochglänzenden „Dinner At Eight“ von Rufus Wainwright ist mehr als gelungen.

Allein für die breit gefächerte Auswahl an Songs, an die sich McCleery hier herantraut, gebührt ihm Respekt. Mit welcher Ambition, Hingabe und trotzdem Hochachtung vor den Originalen er hier agiert, ist immer hörbar. Wenn auch nicht immer ein neuer Klassiker bei den Covern herausspringt, mit Bedacht gefertigt sind sie alle.

Tracklisting

  1. Gabriel
  2. Brand New Start
  3. Know Who You Are At Every Age
  4. Dinner At Eight
  5. Morning Theft
  6. Ingenue
  7. God Bless The Child
  8. Halo
  9. Old Man’s Back Again
  10. Wild Is The Wind
  11. Dream Letter
  12. La Ritournelle