Yukno – Im Stream der Zeit

In Reviews von Wolf

Yukno (das K ist übrigens stumm) sind zwei Brüder aus der Steiermark. Größere Aufmerksamkeit erregten sie erstmals 2017 mit ihrer Single „Hund“. Mit einem äußerst unikalen Sound, den man eigentlich nicht richtig in ein Genre einordnen konnte (ja, das ist gesprochener Gesang, aber kein Rap, das sind Beats, aber kein HipHop, Melodien gibt es auch, aber keinesfalls poppig) verbreiteten sie angenehm triste Depressivität, ohne weinerlich zu wirken. Nüchtern und bedacht betrachten sie die Situation und verarbeiten sie in fast schon zähen Songs, an denen man aber gerne festklebt.

Inzwischen ist ihre Depression allerdings in eine Vorliebe für Kitsch umgeschlagen. Eine Entwicklung die man z.B. auch von mancher Hamburger Band kennt. Klar, man kann nicht ewig adoleszent tragisch bleiben, aber ein bisschen Zeit hätten sich Yukno ruhig noch lassen können. Die Songs sind deutlich melodiöser, so dass man fast dazu tanzen könnte. Der stimmliche Part neigt sich auch immer mehr dem Gesang zu denn dem früheren Raunen. Andererseits treibt „Foverer Costa Concordia“ (eines der Highlights des Albums) genau diese Entwicklung auf die Spitze und wirkt gerade deshalb als eine Mischung aus PeterLicht und Udo Lindenberg so grandios.

Textlich trifft man immer wieder mal auf oft genug gehörte Klischees und Sorgen, wie die Ausbeutung des Menschen und die Frage, was nur aus uns werden soll. Da jede Generation sich die aber wieder neu stellen muss, haben sie auf dieser Platte durchaus ihre Berechtigung. Fragen, die sich auf wundersame Weise auch in „Haut“ (dem zweiten Höhepunkt der Platte) fortsetzen, ein Duett mit Lina Maly, das leider viel zu kurz ist.

Trotz allem ist diese Platte immer noch die schönste Art, von der Klippe aus den Abgrund zu betrachten.

Tracklisting

  1. Plug Me in
  2. Digital Playground
  3. Das Leben ist so schön
  4. Die Leute wollen etwas von der Liebe hören
  5. Haut (feat. Lina Maly)
  6. Nie
  7. Die menschlichen Ressourcen
  8. Forever Costa Concordia
  9. Kolibri
  10. Lass uns pretenden
  11. Brumm Brumm (feat. Oehl)
  12. Because The Night
  13. Kalk