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Release-Datum: 22.08.25
Label: Columbia
Format: Album
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Es wäre ein einfach und schnell konstruierter „Vorwurf“, dass sich Wolf Alice auf ihrem Majorlabel-Debüt bewusst dem poppigen Wohlklang verschrieben haben, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen (und die Plattenbosse zufriedenzustellen). Dabei ist „The Clearing“ nur die konsequente Fortsetzung des musikalischen Weges der Londoner Band, vom rauen, grungigen Erstling bis zum akustisch grundierten Drittwerk „Blue Weekend“.
Getragen wird die vierte Wolf-Alice-Platte wieder zu einem großen Teil von Frontfrau Ellie Rowsell, die sich in ihren poetischen Texten offenbart und diese mit beeindruckendem Stimmumfang und -nuancierung vorträgt. Laut Rowsell dreht sich das Album um das Ende der Suche nach der eigenen Identität in den Zwanzigern. Und jetzt, jenseits der 30, eine gewisse innere Ruhe gefunden zu haben. Dass es okay ist, einfach mal auf „The Sofa“ abzuhängen. Oder die eigenen Unzulänglichkeiten anzuerkennen und diese konsequenterweise zu umarmen, mit dem sehr britischen Vergleich in „Bread Butter Tea Sugar“, dass man seinen Tee auch lieber mit Zucker möge: „If it’s bad for me, good, I feel bad suits me better.“
Klanglich stand der üppige Sound der 70s im Allgemeinen und der von Fleetwood Mac im Speziellen hörbar Pate für das neue Album. Mit Streicher und einem wiederkehrenden Klavier für einen üppigen Breitwand-Klang, zu Beginn mit „Thorns“ und vor allem dem überwältigenden „Bloom Baby Bloom“ vorgeführt. Letzteres beginnt, mit einem Steve-Reich-artigen Klavierstakkato, hangelt sich dann über stampfende Drum-Rhythmen und eine E-Gitarren-Bridge sowie einem Schreiausbruch Rowsells zu einem schwebenden Refrain.
Leider können die folgenden Songs diesen fulminanten Auftakt nur teilweise bestätigen. „Leaning Against The Wall“ oder „Midnight Song“ fehlen bei allem Wohlklang zündende Refrains. „Passenger Seat“ punktet andererseits mit akustischem Crosby-Stills-Nash-Charme, „White Horses“ mit dem richtigen Drive als Roadtrip-Song. „The Sofa“ am Ende wiederum zeigt die stellenweisen Probleme der ganzen LP – ein gutes Grundgerüst, das sich aber in seinem Schönklang gefällt und so nicht die nächste mögliche Stufe erklimmt.
Wolf Alice in der 2025er Version sind offensichtlich in der Lage, tolle Popsongs mit zeitlosem Retro-Charme zu schreiben. Allerdings kriegen sie das nicht über eine gesamte Albumlänge hin.
Tracklisting
- Thorns
- Bloom Baby Bloom
- Just Two Girls
- Leaning Against The Wall
- Passenger Seat
- Play It Out
- Bread Butter Tea Sugar
- Safe In The World
- Midnight Song
- White Horses
- The Sofa