White Lies – Five

In Reviews von Eric

Als hyperkreative Band sind White Lies nicht gerade bekannt. Siehe den Titel ihres fünften Albums – es heißt „Five“. Und siehe vor allem ihren Sound, der aus Versatzstücken von New Wave und Post-Punk der vergangenen Jahrzehnte zusammengezimmert ist. Das Ergebnis klingt zwar meist ansprechend und ist auch das Trademark der Band, wurde aber von 1.000 anderen Bands auch schon gespielt. Doch die White Lies verstanden es besonders gut, daraus auch einige Hits zu schmieden.

„Five“ folgt natürlich auch dem bewährten Rezept des düsteren Cinemascope-Pops. Die Gitarren spielen Powerchords, das Schlagzeug klopft einen simpel-eingängigen Beat, der Bass dängelt Joy-Division-mäßig voran, die Synthesizer bilden eine undurchdringliche Wand. Darüber thront Harry McVeigh mit seiner kraftvollen Bariton-Stimme, die meist vom Unbill des Lebens im Allgemeinen und der Liebe im Besonderen kündet.

„Time To Give“ eröffnet routiniert, ist aber mindestens drei Minuten zu lang, wenn sich die 80ies-Synthies ab Minute viereinhalb in kleinen Modulationen des immer gleichen Loops verlieren. Aber zum Glück gibt es im Verlauf noch interessantere Songs zu entdecken, in denen das englische Trio seinen Sound auch leicht variiert. „Finish Line“ eröffnet mit einer akustischen Folkgitarre, zu der sich dann Synthies und ein paar E-Gitarren gesellen und das Stück zu einer Muse-artigen Powerballade machen. Auch „Kick Me“ setzt auf eine Akustikgitarre und ist im Vergleich eine „echte“ Ballade. „Tokyo“ und „Believe It“ zitieren die 80er-Düsterdisco von Depeche Mode bis Tears For Fears und sind die neuesten White-Lies-Beiträge zur Indie-Disco-Playlist. „Fire And Wings“ zum Abschluss walzt ähnlich wie der Opener seine Idee viel zu lange aus.

Auch wenn die Akustikgitarren zwischendurch einen netten Twist bringen, ist „Five“ genau das eindeutige White-Lies-Album geworden, das man erwarten konnte. Aber Verlässlichkeit ist ja auch eine Tugend.

Tracklisting

  1. Time To Give
  2. Never Alone
  3. Finish Line
  4. Kick Me
  5. Tokyo
  6. Jo
  7. Denial
  8. Believe It
  9. Fire And Wings