Wet Leg – Wet Leg

In Reviews von Eric

Die Isle Of Wight hat zwar ein berühmtes Musikfestival, aber mit lokalen Bands, die berühmt wurden, ist es nicht weit her – The Bees, Level 42, das war es eigentlich (und ist auch schon ein paar Jahrzehnte her). Rhian Teasdale und Hester Chambers alias Wet Leg setzen nun an, das zu ändern und das Inselchen im Ärmelkanal auf die aktuelle Musikkarte zu setzen.

Ihr selbstbetiteltes Debütalbum besticht durch rotzige Slacker-Attitüde und geistreiche Gaga-Texte. In ihrer ersten Single „Chaise Longue“, die in Großbritannien schon ordentlich Buzz verursachte, fragt das Duo etwa: „Is your muffin buttered? Would you like us to assign someone to butter your muffin?“ Wer hier sexuelle Anspielungen vermutet, liegt sicher nicht falsch und kann das auch an diversen anderen Stellen anbringen. In eine schräge Richtung gehen auch die Lyrics einiger anderer Songs, sei es bei einer lahmen Party („Angelica“) oder beim druffen Einkaufen („Supermarket“). In anderen Momenten geht es um das Leben und Leiden der Beiden in ihren Mittzwanzigern („I Don’t Wanna Go Out“) und Beschwerden über den Ex („Ur Mum“ und weitere).

Musikalisch bedienen sich die Engländerinnen für ihren Indie-Rock – wie heute üblich – aus diversen Jahrzehnten. Harmonielastiger 60s-Pop kommt genauso vor wie 90s-BritPop und -College-Rock, 80s-Post-Punk als auch der 00er-Sound des Gitarren-Revivals. Hier darf mal die Gitarre ein bisschen mehr schrammeln und dort kommt ein Synthie dazu, der Charme der bewusst leichten Unterproduktion bleibt allen Stücken gemein.

Auch wenn nicht jeder Song so grandios ist wie „Chaise Longue“ mit seiner perfekten Hook und Refrain, haben Wet Leg den Esprit, den Sound, das nonchalante Selbstbewusstsein und die gewisse Fuck-You-Haltung, die man sich von Millennial-Rockstars (in the making) wünscht.

Tracklisting

  1. Being In Love
  2. Chaise Longue
  3. Angelica
  4. I Don’t Wanna Go Out
  5. Wet Dream
  6. Convincing
  7. Loving You
  8. Ur Mum
  9. Oh No
  10. Piece Of Shit
  11. Supermarket
  12. Too Late Now