St. South – Get Well Soon

In Reviews von Eric

Beim Hören von „Get Well Soon“ kann man sich direkt vorstellen, wie Olivia Gavranich alias St. South in ihrem mit halbvollen Kaffeetassen, Songskizzen und Blumen vollgestellten Zimmer an ihrem Debütalbum werkelte. Die Australierin ist eine prototypische Bedroom-Produzentin, die an ihrem Rechner gefühlvollen Elektropop kreiert, dessen Lyrics zwischen Herzschmerz und Selbstzweifeln gerade für ihre Mittzwanziger-Altersgenoss*innen anschlussfähig sind.

„Can someone show me how to kill self-doubt? ‚Cause I am 25 and can’t work it out“, singt sie im Eröffnungsstück mit heller Stimme, die von der Farbe und der Intonation sehr an Amelia Meath von Sylvan Esso erinnert. Textlich verarbeitet St. South ihre schweren Zeiten, doch musikalisch wird den Hörer*innen Hoffnung gemacht. Mit sanften Beats, bunten Synthie-Sounds, warmen Stimm-Samples und Pianoklängen hier und da wirken ihre Songs positiv und luftig. Für Gavranich ist „Get Well Soon“ ein „self-care album – a soundtrack to self-empowerment“. Das ist auch das Arbeitscredo für die Australierin, die durch einen Remix-Wettbewerb von Bon Iver zur elektronischen Musik kam: sie schreibt und produziert alles selbst.

Ihren Frieden findet Gavranich im vorletzten Stück „Can I Come Over“, das die kleinen Siege im Leben und die Leute, die einen lieben, feiert, gerade wenn man denkt, man macht alles falsch. Es passt, dass sie selbst sagt: „Meine Lieblingssongs sind die, bei denen man gleichzeitig weint und tanzt“. St. Souths Album bietet genau das.

Tracklisting

  1. Does Your Brain Ever Get This Loud?
  2. If It’s Not You (feat N.Y.C.K.)
  3. RED
  4. Growing Up
  5. Not Angry Yet
  6. Intermission
  7. I’m Still Me
  8. A Little Alive
  9. Can I Come Over
  10. You Loved Me Yesterday