Sorry – Anywhere But Here

In Reviews von Eric

Was das Debütalbum von Sorry so interessant gemacht hat, war seine Unvorhersehbarkeit; genauer: seine originelle Kombination bekannter Ideen und Versatzstücke – Jazz traf auf Grunge traf auf Post-Punk. Der Nachfolger „Anywhere But Here“ macht weiter mit dieser Lust am Experiment, wenn auch einen Tick zugänglicher und polierter, aber immer noch weit entfernt von Popmusik im engeren Sinne.

Der Opener „Let The Lights On“ zeigt gleich diese Zugänglichkeit mit einem dengelnden Bass und einem guten Groove. Inhaltlich führt er allerdings in die Irre – der Song dreht sich um eine euphorische Clubnacht, danach werden Traurigkeit und die daraus folgenden Gefühle in all ihren Facetten durchdekliniert, von Wut bis Verzweiflung. Die von den Co-Frontleuten Asha Lorenz und Louis O’Bryen mit brüchiger Nonchalance vorgetragenen Texte spiegeln die Erfahrungen des städtischen Lebens einer jungen und frustrierten Generation wider, zwischen Pandemie, Vereinzelung und düsteren Zukunftsaussichten.

Die elektronischen Klänge des Vorgängers fährt das Quintett aus London auf seiner zweiten LP zurück, dafür dominieren Gitarrensounds, die oft unharmonisch, verzerrt oder verstimmt klingen und so an Combos aus den 90er Jahren erinnern, an Tortoise und Blur zu „Blur“- und „13“-Zeiten. Aber auch ruhige Songwriter-Harmonien sind zu hören, bei „Key To The City“ etwa.

Sorry gelingt, was gefühlt heutzutage nicht mehr besonders viele Bands schaffen – sie legen ein ansprechendes zweites Album vor.

Tracklisting

  1. Let The Lights On
  2. Tell Me
  3. Key To The City
  4. Willow Tree
  5. There’s So Many People That Want To Be Loved
  6. I Miss The Fool
  7. Step
  8. Closer
  9. Baltimore
  10. Hem Of The Fray
  11. Quit While You’re Ahead
  12. Screaming In The Rain
  13. Again