Robyn – Honey

In Reviews von Eric

Ich stelle es mir so vor, wie Robyn dazu kam, an ihrem neuen Album „Honey“ zu arbeiten: Sie sitzt gemütlich zu Hause, klickt sich durch YouTube und landet bei der sülzigen Pianoversion ihres größten Hits „Dancing On My Own“ von der Castingshow-Heulboje Calum Scott. Und nach kurzem Augenverdrehen sagt sie zu sich: „Ich glaube es wird Zeit, der Welt wieder meinen echten Robyn-Sound zu zeigen.“

Das ist natürlich bloß meine eigene Spekulation, dennoch halten wir nun, acht Jahre nach ihrem letzten Album „Body Talk“, eine neue Robyn-LP in den Händen. Der Sound und vor allem die Stimme auf „Honey“ sind unverkennbar Robyn, dennoch sind die Texte überraschend stark von Herzschmerz und Niedergeschlagenheit geprägt. Die Lyrics der Schwedin hatten oft auch eine melancholische bis traurige Seite – siehe „Dancing On My Own“ –, aber boten auch immer einen Ausweg. Diesmal singt sie: „There’s no resolution. There’s no final union.“

Diese in den Texten gesetzte Stimmung spiegelt sich auch im Sound wieder – die Beats, die Synthieflächen und -synkopen, die Melodien, sie sind alle noch da, allerdings in dunklerem Ton. Das discoide „Missing U“ hat unverkennbare Anklänge an „Dancing …“ und dient als Brücke zum cluborientierten „Body Talk“. Das folgende düstere „Human Being“ ist dann mit seinem angeknacksten Beat und seinen industriellen Drones das genaue Gegenteil. Diese beiden Songs bilden gleich zu Anfang die emotionalen und klanglichen Gegenpole des Albums. Die folgenden Tracks bewegen sich meist in deren gedachter Mitte. „Because It’s In The Music“ gibt sich mit einem luftigen House-Beat und Discostreichern relativ unbeschwert, wenn auch nicht direkt tanzbar. Der Titeltrack ist ein gepimptes Dark-Disco-Stück, das Robyn als Regisseurin ihrer Lust zeigt, wobei unklar bleibt, ob dies nur die Erinnerung an eine vergangene Liebe ist. Beim abschließenden „Ever Again“ wird er Einfluss von Album-Kollaborateur Joseph Mount am deutlichsten hörbar. Die warmen, basslastigen 80ies-Sounds und die leichthändige Melodie erinnern stark an Mounts Band Metronomy.

„Honey“ zeigt, dass Robyn immer noch locker mit den aktuellen Popstars von Lorde bis Taylor Swift mithalten kann. Dabei ist es überraschend introspektiv, aber immer noch mit einem hochklassigen Popappeal – genau der richtige Soundtrack für diesen einen Tanz mit dir selbst.

Tracklisting

  1. Missing U
  2. Human Being feat. Zhala
  3. Because It’s In The Music
  4. Baby Forgive Me
  5. Send To Robin Immediately
  6. Honey
  7. Between The Lines
  8. Beach2k20
  9. Ever Again