Portmonee – 404

In Reviews von Wolf

Portmonee sind auf jeden Fall für ein paar Überraschungen gut. Beim Bandnamen könnte man erstmal auch an ein paar fein geschniegelte Buben denken, die flotte, aber nicht zu aufregende Musik zum Tanztee spielen. Der Albumtitel wiederum erweckt Erinnerungen an einen Sampler von Roland. Also mal auf den Videolink drücken. Da schlägt einem das pure Grauen ins Gesicht: deutscher Chartrock zu einem billig gedrehten, an Oomph oder Rammstein angelehnten Kellervideo, das sich nicht entscheiden kann, ob es schocken oder amüsieren soll.

Hmmm, schauen wir uns trotzdem mal das zweite Video an: Die Rocker stehen zu extrem bilderbuchiger Musik teilweise immer noch etwas unsinnig im Keller rum, halten sich nun aber hauptsächlich (und als Dandys verkleidet) auf einer Yacht auf. Asiatische Untertitel verkünden vermutlich Botschaften wie „Wer das liest ist doof“, „Hallo Mutti“ oder die Einkaufsliste des Schlagzeugers. Ach, eine Frau und Schnaps kommen auch noch vor.

Das weckt doch tatsächlich Interesse auf das Gesamtwerk. Hört man sich das Album an, offenbart sich überraschend: das ist solider, moderner Indie. Ein bisschen Funk von Lisbeth („Wild Wild East“), ein bisschen Größenwahn („Heilig“). Immer etwas affektiert, aber auch sympathisch und mit einer schönen Prise Humor filtern sie die Gedanken der 90er/00er-Generation und streuen diverse schöne Popzitate ein. Mal krachig bei „Nightrider II“, mal loungig-lässig in „Mick Jagger“, und etwas Schmalz wie in „Unter Wasser“ darf natürlich auch nicht fehlen.

Da lohnt sich doch der Griff ins Portemonnaie zum Kauf dieser CD.

Tracklisting

  1. Error 404
  2. Wild Wild East
  3. Rio
  4. Karma
  5. Très Jolie
  6. zu viel love
  7. Heilig
  8. Sonnenallee
  9. Nightrider II
  10. Chili
  11. Mick Jagger
  12. Hin und Her
  13. Unter Wasser