Pet Shop Boys – Nonetheless

In Reviews von Andreas

Beginnen wir mit zwei Zahlen: 69 und 64. So alt sind Neil Tennant und Chris Lowe, die beiden Menschen, die seit exakt 40 Jahren als Pet Shop Boys Songs, Popmusik, Hits machen. Und allein das nötigt einem schon Respekt ab. Klar, inzwischen sind alle 80er Jahre-Helden kurz vor und in diesem Alter und nicht wenige spielen weiterhin Konzerte. Aber: die wenigsten davon machen weiterhin neue und gute Alben – wie die Pet Shop Boys.

„Nonetheless“ ist ihr 15. Album, was schon klar macht: hier ging und geht es nicht um Masse, sondern Klasse. Vier Jahre ist die Veröffentlichung des Vorgängers „Hotspot“ her, das Berlin-Album, entstanden mit Zoot Woman-Mitglied und Madonna-, Killers-Produzent Stuart Price. Es folgte: eine Pandemie und eine scheinbar endlose „Dreamworld“-Greatest Hits-Tour, die sich in diesem Jahr fortsetzt. Manch einer munkelte bereits beim letzten Pet Shop Boys-Konzert in Berlin, dass das sicher eine Abschiedstour wäre. Tennant und Lowe wussten es besser, schickten sich während der langen Quarantäne-Monate Demos hin und her, Tennant installierte sich GarageBand, brachte sich das rudimentäre Produzieren bei.

„Nonetheless“ fasst somit den Entstehungsprozess mit einem Wort zusammen: „Trotzdem“. Weitermachen trotz widriger Umstände. Und kommentiert auch die aktuelle, politische Lage der Welt: „Trotzdem“. Trotzdem Musik! Trotzdem Popmusik! Zehn Songs, am Ende produziert mit James Ford, eine Hälfte von Simian Mobile Disco und Produzent für so ziemlich jeden großen Namen der letzten Zeit: Blur, Arctic Monkeys, The Last Dinner Party und Depeche Mode, um nur einige zu nennen. Und ein Mann mit einer beeindruckenden Sammlung alter Synthesizer, die für „Nonetheless“ neben ausgiebigem Streicher-Arrangements zum Einsatz kommen.

Und natürlich ist das alles rundum solides Pet Shop Boys-Material. Der Gesang von Neil Tennant, der scheinbar immer öfter mit seiner hohen Kopfstimme arbeitet. Die Beats und Synthieflächen von Chris Lowe. Die gemeinsam geschriebenen Melodien, die sich nicht verstecken müssen. Die kleinen Gags – etwa wenn in „The Schlager Hit Parade“ eine typisch, deutsche Schlagershow beschrieben wird. Oder das herrlich elegische „New London Boy“, das wie ein, zwei andere Stücke an das definitive „Behavior“-Album erinnern. Und trotzdem: man hat auch ab und zu das Gefühl, dass man das im Pet Shop Boys-Kanon schon mehr als einmal gehört hat. Das dies und das auch irgendwie erwartbar war.

Und das bringt uns zurück an den Anfang. Denn mit 69 und 64 muss man sich nicht auf Teufel komm raus neu erfinden. So wie die neverending „Greatest Hits“-Tour ist auch „Nonetheless“ eine absolut berechtigte Fortschreibung des Bisherigen. Stimmig und gut. Es ist und bleibt mindestens beeindruckend, dass Neil Tennant und Chris Lowe weiterhin relevante Musik liefern. Und natürlich auch schon an den nächsten Song für das nächste Album sitzen. Sie werden also weiterhin in Würde altern – im Studio und auf der Bühne.

Tracklisting

  1. Loneliness
  2. Feel
  3. Why Am I Dancing?
  4. New London Boy
  5. Dancing Star
  6. A New Bohemia
  7. The Schlager Hit Parade
  8. The Secret Of Happiness
  9. Bullet For Narcissus
  10. Love Is The Law