Pauls Jets – Highlights zum Einschlafen

In Reviews von Wolf

Sind das Isolation Berlin, die plötzlich, statt versoffen zerstörerisch zu sein, einen positiveren Weg gefunden haben, ihre deprimierende Weltsicht zu verarbeiten? Nein, es sind Pauls Jets aus Wien. Erst letztes Jahr haben sie ihre erste Platte veröffentlicht und damit direkt einige Aufmerksamkeit erzielt. Zum Beispiel die von Frank Spilker, der sie als Vorband mit auf seine Sterne-Tour nehmen wollte. Nun kommt schon das zweite Album, bei dem es laut Sänger und Kopf der Band Paul Buschnegg inhaltlich um gar nichts geht.

Das kann man so aber nun nicht sagen. Gesellschaft, Alltagsbetrachtungen, Beziehungen sind ja durchaus etwas. Musikalisch wird das durch simple Gitarre, Bass, Schlagzeug und öfter auch Sounds aus dem Heimcomputer illustriert. Erinnerungen an Delbo, Tocotronic oder die Landsmänner von Granada kommen gerne auf. Auch die banal-bedeutungsvollen Texte mit einem schönen Schwung Selbstironie bringen Freude. Mal mit etwas hüpfendem Geklimper, mal bewusst kitschig/theatralisch, aber natürlich auch indierockig nach alter Schule, birgt die Platte abwechslungsreiche Songs, die aber stimmig zusammenpassen.

Beim großen Finale der letzten drei Songs ziehen sie dann nochmal alle Register. Der Titelsong „Highlights zum Einschlafen“ schwimmt fast psychedelisch zwischen den Super Furry Animals und Prag, die siebenminütige Discofox-Nummer „Die dunklen Prinzessinnen der Nacht“ treibt weiter zur „Villa Tugendhat“, die hier nochmal den obligatorischen Vergleich zu Falco bemühen darf.

Die allgemeine Attitüde der Band und ihrer Musik gibt dieses Zitat von Paul wahrscheinlich am besten wieder: „Ich geh‘ gern in Museen, aber auch gern in Supermärkte. Und das ist oft gar nicht so ein großer Unterschied. Es ist ähnlich, wie ins Kino gehen, aber man ist ein bissl selbstermächtigter – indem, dass man überlegen kann: Geht man da hin, geht man dort hin, verweilt man dort länger? Nicht jeder Supermarkt ist toll, aber auch nicht jedes Museum ist toll. Bei Supermärkten sag‘ ich immer: ‚Mehr ist mehr‘, also, die größeren Supermärkte sind oft die spannenderen, vor allem im Ausland – da gibt’s immer viel zum Schau’n.“

Zum Einschlafen ist die Platte auf jeden Fall zu schade.

Tracklisting

  1. Weisst du wie es wird?
  2. Raus aus der Essenz
  3. Blizzard
  4. Der Teufel
  5. Da da da
  6. Für die Fische
  7. Je Suis Le Chevalier Rebol
  8. Eiszeit (Da da da 2)
  9. Geister
  10. Ich bin down
  11. Trap Band
  12. Highlights zum Einschlafen
  13. Die dunklen Prinzessinnen der Nacht
  14. Villa Tugendhat