Oehl – 100% Hoffnung

In Reviews von Eric

Wem gerade nach Kapitalismuskritik ist, muss nicht unbedingt zu Marx greifen – die neue EP des isländisch-österreichische Duos Oehl bietet sich auch an (und dauert auch nicht so lange). Das neue Werk des Wiener Songwriters Ariel Oehl und seines Kompagnons, Multiinstrumentalist Hjörtur Hjörleifsson, dreht sich um die Buzzwords, die schon der olle Karl droppte: Arbeit, Geld, Konsum, Gerechtigkeit. Oder wie Ariel sagt: „Wenn man sich mal mit der globalen Finanzwirtschaft und der Arbeitswelt auseinandersetzt, muss man eigentlich zum Marxisten werden.“

Die Texte werden im für das Duo typischen (und im deutschsprachigen Raum ziemlich einzigartigen) Electro-Soul-Sound recht mellow und – wie der EP-Titel richtig suggeriert – auch hoffnungsvoll verpackt, quasi die alte Tradition des Protestliedes umgesetzt in den Akkorden (und auch Worten) eines Lovesongs. Sie setzen dennoch an den richtigen Stellen und vor allem Widersprüchen an.

„Dabei bist du so leer und zu lang schon dabei, so wahr dir Geld helfe“, heißt es etwa in „Arbeit II“. In „300.000“ geht es um die wahre Geschichte eines Provinz-Bankmanagers, der hunderte Menschen um ihre Ersparnisse brachte. Das abschließende, 20-minütige „B-Seite“ ist eine Klangkollage, bei der Audio-Zitate von Fans musikalisch unterlegt werden, die die vielen (schlechten) Facetten von Arbeit beleuchten. Am Ende werden die Zitate aktivistischer und – hallo EP-Titel – hoffnungsvoller.

Tracklisting

  1. Arbeit
  2. Amazon
  3. Keine Angst
  4. Arbeit II
  5. 300.000
  6. B-Seite