Modest Mouse – The Golden Casket

In Reviews von Eric

Modest-Mouse-Frontmann Isaac Brock war schon immer ein Grübler. Das zeigt sich neben seinen Songtexten vor allem darin, dass zwischen zwei MM-Platten oft so viel Zeit vergeht, in der andere Bands ihre ganze Karriere erleben. Schlanke sechs Jahre sind es diesmal seit dem Vorgänger „Strangers To Ourselves“ und der aktuellen, siebten LP „The Golden Casket“. Zusammen mit dem einzigen weiteren ständigen MM-Mitglied, Drummer Jeremiah Green, widmet sich Sänger/Songschreiber Brock den – aus seiner Sicht vor allem negativen – Auswirkungen der modernen Technologie, die am offensichtlichsten dabei sind, dass so viele Menschen ständig an ihren Smartphones kleben. Laufend finden sich in den Lyrics Anspielungen auf Mobilfunkgeräte, Hashtags, Computer, SMS und Online-Dating-Kultur.

Neben ein paar interessanten Punkten klingt Brock allerdings auch wie ein alter Mann, der bei den modernen Zeiten nicht mehr mitkommt, wenn er sich etwa über das ganze „hashtagging, photo-bragging“ echauffiert. Oder es geht sogar Richtung Verschwörungstheorie, wenn er etwa verkündet: „I don’t like being watched by the TV.“

Doch das ist nicht das einzige Problem von „The Golden Casket“. Hinzu kommt ein Sound, der oft so gewollt abseitig – im Sinne von disruptiv, zerfahren, unmelodiös – klingt, dass man das Rattern von Brocks Zahnrädern im Kopf beim Komponieren und Aufnehmen immer noch hört. Ein gutes Beispiel dafür ist „Lace Your Shoes“, das eigentlich ein netter Pop-Rock-Song über Vaterschaft und die Verbindung zu seinen Kindern sein könnte, wenn er nicht von einem seltsamen Autotune-Effekt auf Brocks Stimme und komischen Beeps und Bleeps im Hintergrund, wie man sie aus alten Sci-Fi-Filmen als Geräusche von Computern kennt, beschädigt würde. Oder „Transmitting Receiving“, in dem zu desparatem Drumming und sonst hauptsächlich Geräuschen Brock anscheinend zusammenhanglos Dinge aufzählt („vacuum cleaners, windows, lights, fans, scales“).

Da man einen Text aber mit etwas Positivem beenden soll, kommen hier noch ein paar gute Nummern des Albums: „We Are Between“ ist ein einfacher, eingängiger Indierock-Song, „Japanese Trees“ gefällt in seinem Post-Punk-Drive, und „Leave A Light On“ klingt wie trippy Primal-Scream-Stück.

Tracklisting

  1. Fuck Your Acid Trip
  2. We Are Between
  3. We’re Lucky
  4. Walking And Running
  5. Wooden Soldiers
  6. Transmitting Receiving
  7. The Sun Hasn’t Left
  8. Lace Your Shoes
  9. Never Fuck A Spider On The Fly
  10. Leave A Light On
  11. Japanese Trees
  12. Back To The Middle