Mitski – Be The Cowboy

In Reviews von Eric

Die Einstellung von Mitski Miyawaki zur Liebe ist seit jeher ambivalent. Irgendwie will man sie ja haben, die Liebe und die damit zusammenhängenden großen Gefühle, aber irgendwas daran stimmt ganz und gar nicht: dieses Sich Ausliefern, die Konzentration auf eine andere Person, das Aufgehen im Wir – wo bleibt denn da das Ich? Im Zweifel ist es doch so: „Nobody fucks me like me“, wie es in einem Song auf dem fünften Album der US-Künstlerin heißt.

Das lyrische Ich auf „Be The Cowboy“ ist alleine und traurig, weil es diese Widersprüche der Liebe nicht auflösen kann. Mitski selbst nennt die Person eine „sehr kontrollierte, eisige Frau mit unterdrückten Problemen“. Ergebnis ist ein kühl-mondänes Lebens-Ennui, dass in der Instrumentierung seine Entsprechung findet: die rotzigen E-Gitarren der vorherigen LPs sind einem eleganteren Sound gewichen, in dem Keyboards, Klavier und Drumcomputer an Bedeutung gewinnen. Kurze Drone-Momente wie im Eröffnungsstück „Geyser“ werden mit Bedacht und sparsam eingesetzt, ansonsten regiert eine Pop-Grandezza, wie man sie von St. Vincent, Lykke Li oder den Cardigans kennt.

Durch die kurzen Songs – nur drei von 14 sind länger als zweieinhalb Minuten – erscheinen Mitskis Texte als kurze Gefühls- und Gedankenblitze („Venus, planet of love, was destroyed by global warming. Did its people want too much, too?“), und bieten darüber hinaus auch musikalische Variationsmöglichkeiten, die ein stringentes Verfolgen des Albums nicht immer einfach machen: Dance-poppige Beats werden mit kurz aufflackerden Gitarren-Licks und Bläsersätzen gepaart („Why Didn’t You Stop Me?“), die neben Ausflügen in 1990er-College-Rock („A Pearl“) und jazzigem Indiepop („Nobody“) stehen. Die Musik mischt sich so wild wie die positiven und negativen Gefühle, die die Liebe hervorruft.

Tracklisting

  1. Geyser
  2. Why Didn’t You Stop Me?
  3. Old Friend
  4. A Pearl
  5. Lonesome Love
  6. Remember My Name
  7. Me And My Husband
  8. Come Into The Water
  9. Nobody
  10. Pink In The Night
  11. A Horse Named Cold Air
  12. Washing Machine Heart
  13. Blue Light
  14. Two Slow Dancers