Maggie Rogers – Surrender

In Reviews von Eric

Trotz ein paar guter Songs wirkte es auf dem Debütalbum von Maggie Rogers, als würde sie mit gebremstem Schaum agieren. All zu oft gingen die Stücke auf Nummer sicher, wobei es den Anschein machte, als ob es nur ein paar kleiner Kniffe bedurft hätte, um aus den netten Radioliedern mehr zu machen. Dass die US-Amerikanerin es bewerkstelligen kann, einen Ohrwurm mit eigenem Stil zu erschaffen, bewies ihr Hit „Alaska“.

Auf ihrer zweiten LP löst Rogers aber nun die Bremse. „Surrender“ ist immer noch Popmusik, aber was für eine! Sie verbrachte Zeit an der schroffen Küste von Maine, um sich in Ruhe und Abgeschiedenheit Inspiration zum Songschreiben zu holen, und tatsächlich überträgt sie die unbändige Kraft des Meeres in Stücke, bei denen die Regler ein paar Stufen hochgestellt wurden. Nicht nur in der Musik, auch ihre Texte über Ängste und Ärger, Transzendenz und Sex, Freiheit und Loslassen haben – auch wenn sie nicht mit lauter Stimme vorgetragen werden – eine immense Energie.

Diese Energie kulminiert in der Mitte der Platte im upgedateten New Wave von „Shatter“ (denke: Blondie meet The Killers), in dem Rogers ihre Gedanken, ihre Stimme und damit die Musik ständig nach vorne peitscht. Auch wenn andere Songs nicht diese vordergründige Power haben, sind sie auf andere Weise kraftvoll: der Upbeat-Dark-Pop von „Want Want“, das sich von seinen akustischen Anfängen immer weiter ausbreitende „Horses“ oder das flirrende „Symphony“. Dazu passend hat sich Rogers‘ früher mädchenhaft-hypnotisierender Gesang so stark weiterentwickelt, dass sie nun fast Florence Welch Konkurrenz macht, beispielhaft vorgetragen in „Overdrive“.

„I don’t really care if it nearly kills me“, singt Maggie Rogers an einer Stelle – dieses Album macht wirklich den Eindruck als hätte sie alles, was sie hatte, in die 12 Songs gelegt.

Tracklisting

  1. Overdrive
  2. That’s Where I Am
  3. Want Want
  4. Anywhere With You
  5. Horses
  6. Be Cool
  7. Shatter
  8. Begging For Rain
  9. I’ve Got A Friend
  10. Honey
  11. Symphony
  12. Different Kind Of World