Motorama – Many Nights

In Reviews von Martina

Vor gut zehn Jahren war die 2008 gegründete Band aus Rostow am Don noch ein stiller Geheimtipp. Doch Musikfreunde, die dem New Wave und Punk aus der Originalzeit nach fiebern, haben Motorama schnell entdeckt. Das erste Album wurde noch in Eigenregie veröffentlicht und trotz wachsender Fangemeinde als kostenfreier Download verteilt.

Nun hat Album Nummer fünf das düstere Licht des Post-Punks erblickt. Wie immer wird die Fanschar der stets wechselnden und schrumpfenden Bandbelegschaft, die momentan ein Trio ist, nicht enttäuscht. Der geliebte minimalistische Sound, der sich mit Gitarren und Synthies aufbaut, füllt auch die Rillen vom neuen „Many Nights“. Im Vergleich zu den Anfängen klingt der Gesang und die Instrumentierung an machen Stellen allerdings etwas dünn, aber drei Leute können nunmal nicht die fehlenden ehemaligen Mitglieder ersetzen. In den dunklen Klang wurde etwas Farbe gemischt, damit er nun pastellschwarz klingt. An manchen Stellen strahlen die Saiten beim Spielen beinahe sonniges Wohlbefinden aus.

Schon der Opener „Second Part“ spielt sich mit beschwingt klingenden Tasten und einem Hauch Fröhlichkeit in die Welt von Motorama ein. Die wiedererkennende Gitarrenmelodie fließt bei „Homewards“ wie von Geisterhand gespielt einfach in den Song mit ein. Die letzten Akkorde der Lieder werden oftmals einfach ausgeblendet und beenden die fluffigen Melodien abrupt und lassen sie unfertig stehen. In den nächsten Sekunden kann zu „No More Times“ verträumt weiter getanzt werden.

Die schwermütige Vergangenheit haben Motorama mit „Many Nights“ irgendwie auch dort gelassen. Vielleicht wirkt sich der viel zu lange Sommer positiv auf das Gemüt der Musiker aus und überstreicht die dunklen Stellen wie mit „This Night“ in ein leuchtendes Grau. Auch wenn es sich poppig anfühlt, klebt dieser Grauschleier auf den Stimmbändern von Vladislav Parshin, der den hellen Melodien das New-Wave-Krönchen richtet.

Tracklisting

  1. Second Part
  2. Kissing The Ground
  3. Homewards
  4. Home From The Choir
  5. No More Time
  6. This Night
  7. We Will Disappear
  8. You And The Others
  9. Bering Island
  10. Devoid Of Color