Fliederkind – Zeitgestalt

In Reviews von Martina

Manchmal braucht es seine Zeit und manchmal sogar etwas mehr. Die beiden Herren, die hinter den Namen Fliederkind stehen, kennen sich schon ein paar Tage mehr. Vor vier Jahren hatten die langjährigen Freunde Maximilian Schafer und Egbert Shark die Idee, ihre gesammelte Lebenserfahrung in schicke Musik zu packen.

Zwei Singles „Fliederkind im Sommerwind“ und „Wiese aus Beton“ gab es vorab. Zur Veröffentlichung ist der aktuelle Longplayer „Zeitgestalt“ um sechs Stücke, auf eine Spielzeit von 30 Minuten, erweitert, und diese halbe Stunde hat es in sich. Rhythmusreich stellen sich die voll elektronischen Songs von Fliederkind dar. Die Geschichten berufen aus Erinnerungen und Träume und werden in poetische, nicht immer leichte Lyrics verpackt, zu denen sich die künstlichen Klänge atmosphärisch dicht anschmiegen. Der Gesang dagegen wirkt kühl oder emotionslos. Aber nicht nur den Wörtern muss achtungsvoll zugehört werden, sondern der filigranen Klanggestaltung, die wahrlich aus tausenden Einzelteilen, die teils nicht größer als ein My sind, eingebunden werden.

Der Soundgestaltung ist es oftmals anzuhören, mit welcher Musik die Künstler ihre Jugend verbrachten, inklusive Referenzen an maschinelle Beats der Krautrock-Zeit, die nicht am Rechner designed wurden. Die passenden Klänge dazu liefert „Rückwärts durch die Zeit“ mit seinem poppigen Herzschlag, der mit schimmernder Elektronik zum funkeln gebracht wird. Auf den Song „Hoffnung“ legt sich ein dunkler Schatten aus stromgeformtem Wohlklang, der die Heiterkeit unterdrückt. Mit „Lüge“ schlagen Fliederkind mit flirrender Dynamik den Weg des Leisegangs ein. Rau und dumpf wird der synthetische Spaziergang „Auf der Wiese aus Beton“. Doch der harte Untergrund wird mit feinen Tasten wohltuend melodisch.

Tracklisting

  1. Fliederkind Im Sommerwind
  2. Ich Bin Dein Spiegel
  3. Rückwärts Durch Die Zeit
  4. Alte Steine
  5. Hoffnung
  6. Gleichzeit
  7. Lüge
  8. Wiese Aus Beton