First Aid Kit – Palomino

In Reviews von Eric

Immer wenn First Aid Kit, die beiden schwedischen Elfen mit den alten Seelen, ein Album veröffentlichen, versetzen sie mich an einen unbestimmten Ort hinter den Bergen. Wo die Bäume hundert Jahre alt und die Flüsse klar sind, die Luft angenehm kühl ist und Zeit keine Rolle spielt. Das hat natürlich mit der hörbaren Faszination der Schwestern Klara und Johanna Söderberg für amerikanischen Folk und Country zu tun. Aber auch mit der Verbindung von catchy-lieblichen Melodien und tiefsinnig-reflektierten Texten.

Ihr fünftes Album „Palomino“ benannte das Duo nach einer hellen Pferdeart, was seine Verbindung zu den alten Standards (Johnny Cash, Woodie Guthrie, The Carter Family, Nick Drake), bei denen es viel um Freiheit und Unterwegssein ging, betont. Doch wie immer schaffen es First Aid Kit, diese Inspiration in etwas originär Eigenes zu übersetzen.

So überrascht der Opener „Out Of My Head“ mit auffälligen Synthie-Sounds und poppiger Percussion, die das Stück mit zum Flottesten machen, was man von den Beiden bisher gehört hat. Synthesizer werden auch bei „Palms Highway“ wieder aufgegriffen, überraschend ist zudem das Bruce-Springsteen-artige Titel-/Abschlussstück, aber es gibt auch die „klassischen“ First-Aid-Kit-Songs – der Folk-Pop von „Angel“, die Honky-Tonk-Nummer „A Feeling That Never Came“, der Appalachen-Folk von „Fallen Snow“. Herausstechend ist „Wild Horses II“, das als Akustikballade beginnt, und sich mit Bläser- und Streicher-Einsatz zu einem erhabenen Song aufschwingt. Und sie verneigen sich zudem noch – bei dem Titel nicht ganz überraschend – vor den Rolling Stones und Gram Parsons.

Thematisch geht es vorwiegend um die verschiedenen Stadien der Liebe, den Anfang und das Ende, die Schmetterlinge und die Bitterkeit. Dabei schaffen sie es meist, textliche Klischees zu umschiffen. Und wenn es mal Zeilen wie „I want to love you like nobody’s ever loved you, I want you to be the last one I ever love“ gibt, die nah am Kitsch gebaut sind, wirken sie, vorgetragen von den wunderbaren Singstimmen der Söderbergs, zart und kraftvoll zugleich, gleich weniger süßlich.

Tracklisting

  1. Out Of My Head
  2. Angel
  3. Ready To Run
  4. Turning Onto You
  5. Fallen Snow
  6. Wild Horses II
  7. The Last One
  8. Nobody Knows
  9. A Feeling That Never Came
  10. Palms Highway
  11. Palomino