Caribou – Suddenly

In Reviews von Eric

Seinen Durchbruch als Caribou vor zehn Jahren mit dem Album „Swim“, das geschickt Introspektive mit tanzbar-vertrackten Beats verband, fand vermutlich niemand merkwürdiger und überraschender als Dan Snaith selbst. Da schuf ein intellektueller kanadischer Produzent mit Halbglatze einfach so eine der großen Konsensplatten des letzten Jahrzehnts? Snaith ging auf zweierlei Weise mit dem Erfolg um: Erstens spürte er unter dem Namen Daphni seiner clubbigeren Seite nach. Und zweitens ließ er sich viel Zeit für neue Werke.

Fünfeinhalb Jahren sind zwischen dem Vorgänger „Our Love“ und „Suddenly“ vergangen. Jenes ist ein warmes, überraschendes und persönliches Album geworden, das sich vor allem um Familie dreht, die Veränderungen in deren Beziehungen und die damit einhergehenden Enttäuschungen und Verletzungen. Es macht den Eindruck, als wären Schnappschüsse aus Snaiths Leben zu Songs geworden. Dazu passt, dass er zum ersten Mal auf allen Tracks selbst singt, direkt und ohne Effekte, und trotz seiner eher dünnen Stimme selbstbewusst.

Musikalisch ist der Titel „Suddenly“ sehr passend, gibt es doch in jedem der Stücke Überraschungsmomente, die ihre Statik verändern. Obwohl der bekannte warme und facettenreiche Caribou-Sound erhalten bleibt, gibt es einige Schlenker und Kurven. Songs faden aus, gehen ineinander über und/oder werden zu etwas Neuem. Bei „Sister“ pendelt eine alte Aufnahme von Snaiths Mutter in den prickelnden elektronischen Vordergrund hinein und heraus. Die üppige Schwüle von „Lime“ wandelt sich zu geisterhaftem Gesang. Samples brechen aus dem Nichts hervor wie in „Sunny’s Time“ oder werden in einen neuen Kontext gesetzt wie in „Home“, das sich des gleichnamigen Gloria-Barnes-Soulsongs bedient. „You And I“ startet als verträumtes Liebeslied, bevor es in einen riesigen Refrain explodiert, um dann in einem Elektorock-Gitarrensolo zu enden.

Manche Wendungen sind vielleicht nicht nötig, halten aber die Spannung für die Hörer*innen und – so der Eindruck – vor allem für Snaith als Schöpfer hoch. „Suddenly“ ist ein deepes Popalbum geworden, bei dem man nie weiß, was hinter der nächsten Ecke wartet.

Tracklisting

  1. Sister
  2. You And I
  3. Sunny’s Time
  4. New Jade
  5. Home
  6. Lime
  7. Never Come Back
  8. Filtered Grand Piano
  9. Like I Loved You
  10. Magpie
  11. Ravi
  12. Cloud Song