Ben Howard – Noonday Dream

In Reviews von Eric

Mit seinem zweiten Album „I Forget Where We Were“ widerlegte Ben Howard mit düsteren, ausladenden Soundscapes das Image des nachdenklichen, aber letztlich naiven Surferboys mit Akustikgitarre, das ihm mit seinem Debütalbum angeheftet wurde. Vier Jahre später definiert der englische Singer/Songwriter mit „Noonday Dream“ den eingeschlagenen Weg weiter aus.

Dafür bedient sich Howard der Stilmittel des Vorgängers: reiche Instrumentierung, dramatische Songaufbauten (die vor Längen jenseits der fünf Minuten nicht zurückschrecken) und flackernde Melodien. Die Hall- und Verzerrer-Effekte auf den Gitarren (öfter elektrisch als akustisch) sowie die Verfremdungen der Singstimme verleihen Songs wie „A Boat To An Island On The Wall“ oder „Nica Libres At Dusk“ eine psychedelische Nachdenklichkeit. Diese wird dadurch noch verstärkt, dass Howards gemurmelter Gesang teilweise nicht klar verständlich ist. Dass der Brite dennoch seinem Gespür für Melodien folgt, macht die Stücke so spannend.

Hin und wieder scheint sich Howard zwar in seinen weiten Soundlandschaften zu verlieren, etwa im ziellos mäandernden „What The Moon Does“. Aber Songs wie das sich grandios aufschichtende „A Boat…“, der Space-Postrock „The Defeat“ oder das dank schwirrender Gitarren und Schlagzeug-Synkopen wie ein Schwarm Glühwürmchen lodernde „There’s Your Man“ beweisen nicht nur Howards Talent als grüblerischer Songwriter, sondern zeigen auch die künstlerische Freiheit, die er inzwischen erreicht hat. Nun kann Ben Howard staunend und kontemplativ wie ein Nomade durch seine selbst erschaffenen musikalischen Landschaften wandern.

Tracklisting

  1. Nica Libres At Dusk
  2. Towing The Line
  3. A Boat To An Island On The Wall
  4. What The Moon Does
  5. Someone In The Doorway
  6. All Down The Mines (Interlude)
  7. The Defeat
  8. A Boat To An Island Pt. 2 / Agatha’s Song
  9. There’s Your Man
  10. Murmurations