Bis die „Lieblingsplatte“ in der zweiten Auflage ins Zakk zurückkehrt, dauert es noch bis Dezember. Auch wenn bei diesem Festival ausschließlich die wichtigen Alben der deutschen Popgeschichte präsentiert werden, passt sich Kate Nash ebenfalls diesem Thema an, denn die Engländerin spielt unter dem Motto „Ten years of „Made Of Bricks““ ihr komplettes Album durch. Der Grund dafür: Runde zehn Jahre ist es her, als Ms. Nash ihr Debüt veröffentlichte.
2007 wurde die aufmüpfige Newcomerin als Geheimtipp gehandelt. Momentan ist es eher still um die Powerfrau geworden, wie viele Gäste Kate Nash trotzdem noch vor die Bühne lockt, ist ein bald gelöstes Rätsel. Wie sich schnell zeigt, hat das abgefeierte Debüt „Made Of Bricks“ immer noch Bestand, denn langsam aber sicher füllt sich das Zakk und die Nash-Beliebtheits-Frage ist vom Tisch.
Bevor die zwölf Songs Geburtstag feiern dürfen, ist die bunt mit Blumen unf Wölkchen verhangene Bühne für Skating Polly reserviert. Die beiden Mädchen aus Oklahoma City passen musikalisch nicht in den verspielt-vorgeformten Rahmen der Bühnendeko. Das kindliche Duo inklusive Live-Schlagzeuger greift keinesfalls sanft in die Saiten. Neben einigen gefälligen Melodiepassagen, dringt immer wieder der kreischende Schreigesang in den Vordergrund. Schön ist anders und der noisige Funke will im Publikum nicht so richtig zünden. Zwar wird anständig applaudiert und die Musik auch an einigen Stellen angenommen, doch ein kuscheliges Verhältnis zwischen beiden Parteien entsteht nicht.
Das ändert sich nur gering, als Kate Nash Skating Polly bei einem Lied im Refrain unterstützt. Der Beifall wird durch die Anwesenheit der Sängerin um einiges lauter, jedoch verstummt er ebenso schnell.
Die kitschigen Wölkchen am Bühnenhimmel leuchten hell, die Band von Kate Nash spielt „Play“, die nächsten Takte deuten auf das wohl jedermanns Lieblingsstück „Foundations“ hin. In einer roten Robe aus glitzernden Pailletten schreitet die Sängerin über die Bühne und lässt sich feiern, nimmt kurz am Piano Platz füttert das Publikum mit weiteren Takten ihres zehnjährigen Hits an. Dann verschwindet sie wieder, um kurze Zeit später in einem quietschbunten Bikini-Outfit, grober Netzstrumpfhose und klobigen Schuhen ihre Show zu starten. Währenddessen duellieren sich die beiden Mädels an den Saiten mit ohrenbetäubendem Gitarrensound, der eigentlich einer Rockband zuzuschreiben ist und nicht der Musik einer sogenannten Singer/Songwriterin.
Lautstark wird Kate Nash abgefeiert, der Hype um die bekennende Feministin scheint nie vorbeigegangen zu sein. Die mittlerweile 30-Jährige steht keine Sekunde still, springt und fegt über die Bühne und zelebriert „Made Of Bricks“, als wäre es die Prämierenfeier des Albums. Kate bietet pure Girlpower, ob das nun erwartet wurde, stellt sich allerdings die Frage.
Das durchschnittlich junge Publikum jedenfalls singt die Textzeilen sicher mit und vergräbt mit lautstarkem Beifallsgejohle wie bei „Dickhead“ die letzten Takte des Songs. Der Innenraum ist brechend voll, aus dem Blickwinkel der letzten Reihe sieht man unzählige Arme, in dessen Händen das Smartphone immer bereit ist, das bunte Gewimmel zu filmen, oder ein Bildchen der dünn bekleideten Frau zu schießen.
.Bei „Birds“ und „We Get On“ wird die Partystimmung leicht gedämpft. Alle singen mit und Kate spielt neben den Tasten auch die Akustische. Doch die gezähmte Kate dreht bei „Mariella“ allmählich wieder auf sprintet und tänzelt den Abend durch.
Dann steht die Gastgeberin klatschend vor ihren Fans, alle strecken wieder ihre Arme in die Luft und stimmen mit ein, wenn die Britin hüpfend anfängt zu singen: „Thursday night, everything’s fine…“
Was dann noch fehlt, gesellt sich in den Zugaben zur Setlist dazu. „Stichting Leggings“ und „Merry Happy“ machen das Album und einen ereignisreichen Abend komplett.