Wanda – Wanda

In Reviews von Eric

Die Veröffentlichung des neuen, fünften Albums von Wanda wird überschattet vom Tod des langjährigen Keyboarders Christian Hummer, der wenige Tage vor dem Release nach langer, schwerer Krankheit verstarb. Dabei sollte die LP ein Reset der Riesenmaschinerie werden, zu der sich die Wiener in den zehn Jahren ihres Bestehens entwickelt haben.

Denn die Band hat den für sie zum Markenkern gehörenden Exzess, den Suff und die Drogen, überlebt, sie richtet jetzt den Blick öfter nach vorne und stellt sich (und uns) existenzielle Fragen. Dass durch ihren bisherigen Lebensstil ein tragisches Ende droht, machen Wanda gleich im Eröffnungsschunkler „Rocking in Wien“ klar: „Einer nach dem ander’n hört zum Rauchen und zum Saufen auf und alle gehen sie joggen im Park. Tragischerweise bin ich anders drauf, mein Glaube ist der Wodka und der Wodka mein Grab.“

Ihren schwitzig-verrauchten, simpel-poetischen Rock’n‘Roll erweitern die Österreicher um 80s-Synthies, Funk-Gitarren und manchmal auch The-Killers-Gitarrensoli. Die Songs klingen größer, voller, ohne aber zu stadionrockig zu werden. Was auch an den Texten von Frontmann Marco Michael Wanda liegt, die immer eine gloriose Traurigkeit in sich tragen. Das führt zu plakativen Zeilen wie „Wir sind verloren, herrlich verloren“, aber auch zu dem von Lebensweisheit und -resignation geprägten „Va bene“, in dem der Sänger feststellt: „Man wird ängstlicher, man wird einsamer, man wird grausamer, man wird kindischer und vergesslicher, man wird lächerlicher und verletzlicher. Und es muss trotzdem alles weitergeh‘n.“ Dazu trotzt Manuel Poppe seiner Gitarre ein Lick ab, das so breitbeinig wie todtraurig ist.

Der Wanda-typische Austro-Rock, der sich in abgetragener Lederjacke nochmal besser anfühlt und sich direkt ins Hirn und den zuckenden Fuß pflanzt, wird jetzt synthiebasiert umgesetzt („Jurassic Park“). Interessanter wird es aber eher bei Songs wie „Die Sterne von Alterlaa“, eine R’n’B-Annäherung mit italienisch anmutender Akustikgitarre.

Die Tränen ob der eingangs beschriebenen Situation laufen dann spätestens am Ende, wenn die musikalische Emotion die Suggestionsmaschine im Kopf triggert, wenn M.M. Wanda zum Queen-Piano singt: „Mir san eine Gang und wir hoiten z’amm!“ Mit diesem intuitiv-intimen Freundesbund-Gefühl, damit kriegen Wanda einen immer.

Tracklisting

  1. Rocking in Wien
  2. Rot ist die Farbe
  3. Orte an denen wir waren
  4. Wir sind verloren
  5. Immer willst du tanzen
  6. Va bene
  7. Eine ganz normale Nacht in Wien
  8. Pilot
  9. Jurassic Park
  10. Die Sterne von Alterlaa
  11. Kein Bauplan
  12. Eine Gang